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27. Dezember 2010

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 12.12.2010

 

EU-Kommission wenig begeistert
von türkischen Staudammplänen

 

 

Die Auseinandersetzungen um den geplanten Ilisu-Staudamm am Tigris haben auch in Deutschland für Schlagzeilen gesorgt (s. RUNDBR. 875/1-2, 660/4). Weniger bekannt ist, dass die Türkei für ihre Flüsse ein groß angelegtes Regulierungs-, Verstromungs- und Bewässerungsprojekt verfolgt, das insgesamt den Bau von 1.400 Staudämmen aller Größenklassen vorsieht (s. 868/1). Diese Planungen waren auch Gegenstand der Konferenz "Water politics in Turkey" in Brüssel am 18. November 2010. Auf der Konferenz wurden die türkischen Wassermanagementpläne seitens der EU-Kommission überwiegend skeptisch beurteilt. NICHOLAS HANLEY von der Generaldirektion Umwelt (DG Environment) der EU-Kommission legte auf der Konferenz eine kritische Stellungnahme zu den Ausbauplänen vor, die mit der DG Enlargement (Erweiterung) abgestimmt war.

„Diese Stellungnahme - ein offizielles Papier der EU - war überraschend eindeutig. Vertreter der DG Environment und der DG Enlargement waren in Vorbereitung auf diese Konferenz extra in die Türkei gereist, um sich vor Ort ein persönliches Bild von Ilisu und anderen Staudammplänen zu machen,“

teilte das deutsche Unterstützerkomitee der türkischen Ilisu-Staudamm-Gegner „Gegenströmung“ am 25.11.10 mit. Die Stellungnahme der EU würde keinen Zweifel daran lassen, dass die geplante "Staudammflut" der Türkei gegen geltendes EU-Recht verstoßen würde. Zwar müsse sich die Türkei als Beitrittskandidat offiziell nicht an die EG-Umweltrichtlinien halten. Gleichwohl habe die EU-Kommission die Türkei ersucht, sich auch während der Beitrittsverhandlungen an die EU-Normen anzupassen. Die EU-Stellungnahme habe die Wassermanagementpläne der Türkei als "einmalig" bewertet: kein anderes Land in der EU und kein anderer Beitrittskandidat verfolge eine derart rigorose Staudammpolitik, ohne die Folgen für Natur, Kultur und Menschen abzuklären.

U.a. hat die Kommission die Türkei aufgefordert, keine Entscheidungen zu treffen, die einer möglichen Ausweisung von potenziellen Natura 2000 Gebiete diametral entgegenstehen könnten. Um negative Folgen für Menschen und Natur zu minimieren, solle das gesamte Fluss-Ausbauprogramm einer strategischen Umweltverträglichkeitsuntersuchung unterzogen werden, bevor einzelne Projekte genehmigt werden. Außerdem habe die EU die Verantwortlichen in Ankara ersucht, für die einzelnen Projekte jeweils eine separate Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) nach EU-Vorbild durchzuführen. Diese Forderungen sollen lt. „Gegenströmung“ auch Gegenstand der nächsten Sitzung der EU Umweltgruppe mit der Türkei sein. Die EU-Kommission habe die Türkei offiziell um Auskunft über das tatsächliche Maß der Ausbauplä-ne gebeten.

Weitere Informationen:
GegenStrömung - CounterCurrent
Heike Drillisch
Tel. 0331 - 70 48 212, 0177 - 345 26 11
E-Mail: heike.drillisch@gegenstroemung.org
Internet: www.gegenstroemung.org


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.

 

 
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