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26. November 2006

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

Fürther Nachrichten, 13.11.2006

Zweckverband Knoblauchsland hat ausgedient :
Wasserversorgung geht an die Stadtwerke

 

Fürth (di) - Der seit 1957 bestehende Zweckverband zur Wasserversorgung des Knoblauchslandes wird zum Jahresende aufgelöst. Mit dem entsprechenden Beschluss haben die Verbandsräte in ihrer letzten Sitzung den Weisungen der Stadträte von Nürnberg und Fürth Rechnung getragen.

Am 1. Januar übernehmen die Stadtwerke der Nachbarkommunen die Wasserversorgung. Auf die 18 500 Zweckverbandskunden kommen dann Preissteigerungen zu. Auf Fürther Gebiet steigt der Wasserpreis pro Kubikmeter um 17 Prozent von 1,30 auf 1,48 Euro. Für einen durchschnittlichen Haushalt sind das rund 30 Euro mehr im Jahr. Die Nürnberger Kunden müssen sich sogar auf eine 30-prozentige Preissteigerung gefasst machen. Der Wasserabgabepreis des Zweckverbandes lag bislang deutlich unter dem Niveau der in den Städten üblichen Tarife.

Wie berichtet, werden die Anlagen des Zweckverbandes an N-Ergie und infra Fürth "verkauft". Der Erlös dieser Transaktion spült jeweils 1,4 Millionen in die strapazierten Stadtkassen. Das Wasserleitungsnetz im Knoblauchsland wird mit dem der Städte verbunden. In Fürth ist das ohnehin bereits erfolgt, nachdem die Mannhofer Flachbrunnen des Zweckverbands wegen der hohen Nitratbelastung stillgelegt wurden.

Nur eine Gegenstimme

Seither sind nur noch die beiden Tiefbrunnen in Betrieb. Was mit ihnen und dem Mannhofer Wasserwerk geschehen soll, wird noch von Experten geprüft. Vertraglich geregelt ist die Weiterbeschäftigung der zehn Zweckverbandsmitarbeiter zu den bisherigen Konditionen. Auf Nürnberger Seite müssen zur Netztrennung noch 600 Meter Wasserleitung neu verlegt werden.

Gegen die Übernahme des Zweckverbands durch die Stadtwerke stimmte lediglich die Fürther Verbandsrätin und SPD-Stadträtin Marianne Niclaus. Der Verbandsrat setzt sich aus vier Fürther und vier Nürnberger Mitgliedern zusammen. Für den Auflösungsbeschluss war eine Zweidrittelmehrheit nötig.

Kritiker fürchten um die kommunale Kontrolle der Wasserversorgung, da an der infra zu 20 Prozent der privatwirtschaftliche Energiekonzern E.on beteiligt ist. Schließlich hat man in Fürth nach langer Diskussion schon einer Privatisierung der Abwasserentsorgung den Riegel vorgeschoben. Die vollständige Auflösung des Zweckverbands wird nach Einschätzung seines Vorsitzenden Werner Bloß etwa noch etwa ein halbes Jahr dauern.


Fürther Nachrichten, 23.10.2006

Aus des Zweckverbands sorgt für Unmut

Wasserversorgung des Knoblauchlands geht an Stadtwerke
Höhere Preise als Folge

von Volker Dittmar

 
FÜRTH - Die rund 18 500 Kunden des Zweckverbands zur Wasserversorgung des Knoblauchslands müssen ab kommendem Jahr mit höheren Wasserpreisen rechnen. Um die kommunale Finanzmisere zu mildern, wollen die Nachbarstädte Fürth und Nürnberg ihren 1957 gegründeten Zweckverband an ihre Stadtwerke »verkaufen«. Eine Anhebung des Wasserbezugspreises auf das Niveau der Städte ist danach unvermeidbar.

Den Fürthern steht nach den Worten des Verbandsvorsitzenden und Fürther SPD-Stadtrats Werner Bloß eine 20-prozentige Preissteigerung ins Haus, den Nürnbergern sogar eine 30-prozentige. Andererseits kann sich Stadtkämmerer Rudolf Becker ebenso wie sein Nürnberger Kollege Wolfgang Köhler über Einnahmen in Höhe von 1,4 Millionen Euro freuen. Geplant ist die Verbandsauflösung zum Jahresende.

Der Fürther Stadtrat hat die an seine Weisung gebundenen Fürther Verbandsräte bereits aufgefordert, in der nächsten Versammlung für die Auflösung zu stimmen. Allerdings votierten zehn der 50 Räte dennoch dagegen. »Jetzt der Zweckverband - und was wird als nächstes aufgegeben?«, fragte der CSU-Mann und älteste Zweckverbandsrat Peter Pfann.

Die Grünen wiederum lehnen eine Übernahme der Wasserversorgung im Knoblauchsland durch die infra wegen der 29-prozentigen Beteiligung des Energie-Riesen E.on am kommunalen Versorgungsunternehmen ab. Dies sei der Einstieg in die Privatisierung einer kommunalen Pflichtaufgabe.


Keine Entlassungen

»Die E.on ist seit fünf Jahren an der infra beteiligt, ohne dass sich der Wasserpreis erhöht oder die Wasserqualität verschlechtert hat«, kontert Oberbürgermeister Thomas Jung. Im Abwicklungsvertrag sei zudem vorgesehen, dass die zehn Zweckverbandsmitarbeiter von infra und N-Ergie ohne Kürzung ihrer Bezüge übernommen werden. Der Technische Leiter geht 2008 ohnehin in den Ruhestand. Die Verbandsgeschäfte werden seit dem Ausscheiden des kaufmännischen Leiters vor drei Jahren ohnehin schon von den Versorgungsunternehmen geführt.

Brüskiert zeigen sich die acht Zweckverbandsräte wegen der Art und Weise, wie die Transaktion angebahnt worden war. Pfann: »Wir wurden nicht eingebunden und fühlen uns auf den Arm genommen.« Die Gespräche seien in den Rathäusern auf höchster Ebene geführt worden, auf Nachfrage der Verbandsräte habe niemand zuständig sein wollen.

»Die AEG lässt grüßen«, sagte Pfann gegenüber den Fürther Nachrichten mit Blick auf die Zerschlagung des Nürnberger Elektro-Herstellers. Bis vor einem Vierteljahr hätten die Verbandsräte überhaupt nichts von den Plänen gewusst, pflichtet ihm der zum »Abwickler« bestellte Verbandsvorsitzende Bloß bei. Aus Protest gegen das Vorgehen bei den Verhandlungen trat Pfann von seinem Verbandsposten zurück. Dieser wird nun von seinem Fraktionskollegen Werner Scharl eingenommen.

Dass die Zeit für den Zweckverband abläuft, wird allgemein nicht in Zweifel gezogen. Da hohe Investitionen in die Wasseraufbereitung anstehen, hätte der Wasserpreis im Knoblauchsland ohnehin angehoben werden müssen. Treibende Kraft bei der Verbandsauflösung ist nach Angaben von Bloß die N-Ergie. Lange habe sich die Stadt Fürth unter den Bürgermeistern Günter Brand (der auch die Zweckverbandsgeschäfte führte) und Hartmut Träger dagegen gesträubt.

Schließlich war der Verband bis 2004 schuldenfrei und bot das weit und breit billigste Trinkwasser an. Eingeschränkt wurde seine Leistungsfähigkeit erst, als die fünf Mannhofer Flachbrunnen wegen hoher Nitratbelastung durch Düngemittel stillgelegt werden mussten. Weil die beiden verbleibenden Tiefbrunnen am Mannhofer Wasserwerk nicht genug Nass liefern können, müssen seitdem zwei Drittel der Wassermenge von den Stadtwerken bezogen werden.

 

 
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