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24. November 2009

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 11.11.2009

 

Romanische Substanzerhaltung:
In Italien versickert Wasser im Nichts

 

Eine gut funktionierende Wasserversorgung ist nicht nur eine technische, sondern auch eine kulturelle Großtat. Ein Blick auf die Zustände in Italien verdeutlicht, wie wichtig die Substanzerhaltung in der Wasserversorgung ist und was auf dem Spiel steht. Wie die STUTTGARTER NACHRICHTEN am 21.10.09 berichteten, würden in Italien 30 Prozent des Trinkwassers, das in die Rohrnetze eingespeist wird, versickern. Damit sei Italien in der EU Spitze:

„In Frankreich versickern 26 Prozent des Trinkwassers aufgrund lecker Rohre, in Großbritannien und Spanien sind es 22 Prozent und in Deutschland 6,8 Prozent.“

Das meiste Wasser soll in Süditalien versickern - dort würden 37,4 Prozent der Wassermenge nicht die Haushalte erreichen. Den absoluten Höchstwert erzielt die süditalienische Region Apulien mit sage und schreibe 46,3 Prozent. Auf Sardinien versickern 43,2 Prozent und in den Abruzzen 40,9 Prozent. Etwas besser soll es mit durchschnittlich 26 Prozent im Norden des Landes aussehen. Das Trinkwasser, das in den maroden Rohrnetzen in Italien versickert, würde einen Wert von 2,5 Mrd. Euro repräsentieren. Die hohen Verlustraten würden das Trinkwasser immer teurer machen.

„Wenn die Rohrleitungen nicht bald repariert werden, könnte es in den nächsten Jahren nicht nur zu monatelangem Wassermangel in den heißen Monaten kommen, sondern die Wasserpreise könnten sich verdoppeln, wenn nicht sogar verdreifachen“,

zitieren die STUTTGARTER NACHRICHTEN italienische Experten. Angesichts des Klimawandels im mediterranen Raum sei die mangelnde Substanzerhaltung in der italienischen Trinkwasserversorgung besonders fatal:„ Jedes Jahr regnet es mehr - aber in immer kürzeren Perioden. Die Flut vom Himmel verursacht immer häufiger Erdrutsche oder Überschwemmungen, findet aber nur selten den Weg in Talsperren. Gleichzeitig kommt es zu Dürreperioden, die in Süditalien zu chronischem Trinkwassermangel führen. Die lecken Rohrsysteme privater und kommunaler Gesellschaften verschärfen diese Situation noch. Niemand repariert oder modernisiert das Trinkwassersystem. Obwohl jedes Jahr die Wassergesellschaften circa 7,8 Milliarden Kubikmeter Wasser zur Verfügung stellen, erreichen davon nur 5,4 Milliarden Kubikmeter tatsächlich die Haushalte.“

 

Mafioser Wasserraub

Das Wasser würde in Italien nicht nur durch die vielen Löcher versickern, berichten die STUTTGARTER NACHRICHTEN. In Sizilien soll die Staatsanwaltschaft wegen mafiosen Wasserraubs ermitteln. Indizien würden darauf hinweisen, dass Clans ganz gezielt die Wasserrohre anzapfen, um ihre Villen mit Gratiswasser zu versorgen. Städtische Beamte würden die Machenschaften tolerieren: Laut Ermittlern hätten sie Angst vor Racheakten der Bosse.

 

 

Italiens marode Rohre:
„Keiner kümmert sich darum“
 

Die STUTTGARTER NACHRICHTEN vermitteln den Eindruck, dass der bedauernswerte Zustand der italienischen Trinkwasserversorgung die Politiker in Rom und in den betroffenen Regionen nicht sonderlich interessieren würde. Auch die Wassergesellschaften würden nur fatalistisch reagieren.

„Nur immer mehr Bürger begehren auf und fordern mehr Investitionen gegen lecke Leitungen. Doch bisher sind die Proteste vergebens.“

"Keiner kümmert sich darum", schimpft ERMETE REALLACCI, Umweltpolitiker der oppositionellen Linksparteien und ehemaliger Präsident von Italiens größter Umweltorganisation Legambiente.

"Seit Jahren fordern wir mehr Pflege für die Leitungen, Trinkwasser wird in Italien immer kostbarer."

REALLACCI verweist auf Sizilien, auf Kalabrien und die Basilikata, drei süditalienische Regionen, in denen es in jedem Sommer zu dramatischer Wasserknappheit kommt.


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.

 

 
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