Die
          Begrifflichkeiten in der Abwassertechnik sind entlarvend. Da ist die
          Rede von „Abwasserbeseitigung“ und von „Nährstoffeliminierung“.
          Die Energie und die Nährstoffe, die im Abwasser enthalten sind,
          werden in der herrschenden Siedlungswasserwirtschaft mit hohem Energieeinsatz „eliminiert“,
          sozusagen vernichtet (s. RUNDBR. 452/1). Wer – wie wir - an
          der Sinnhaftigkeit dieses Modells zweifelte, wurde in den 80er und
          auch noch in den 90er Jah-ren als Phantast niedergemacht. Inzwischen
            hat aber selbst in der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft,
            Abwasser und Abfall (DWA) ein Umdenkprozess stattgefunden. Die DWA
            hat nämlich zur großen Umwelttechnikmesse IFAT in München
            im Sept. 2010 eine zwanzigseitige Broschüre über „Neuartige
            Sanitärsysteme“ (NASS) herausgegeben. 
      Das
          NASS-Konzept strebt eine Wiederverwendung von Abwasser an. Abwasserinhaltsstoffe
              (vor allem Nährstoffe wie Phosphor sowie organische Stoffe)
              sollen möglichst dezentral recycelt werden. Urin wird so idealerweise
              Dünger. Dazu wird an unterschiedlichen Techniken geknobelt – von
              der einfachen Komposttoilette bis hin zu komplexen Wiederaufbereitungssystemen
              für aufgetrennte Abwasserteilströme (Gelbwasser, Schwarzwasser
              und Grauwasser). 
      Das
          NASS-Konzept war über Jahre hinweg von
                einem DWA-Fachausschuss um den Weimarer Abwasserspezialisten,
          Prof. Dr.-Ing.
                JÖRG LONGDONG, herum erarbeitet worden. Mit der neuen NASS-Broschüre
                sollen die Neuartigen Sanitärsysteme in der immer noch skeptischen
                Fachwelt beworben werden. Um die Aufmerksamkeit der überwiegend
                konservativen Abwasserwerker zu wecken, wurde die Broschüre
                mit der sowohl leicht provokativen wie rhetorischen Frage „Brauchen
                wir in Deutschland neuartige Sanitärsysteme?“ übertitelt.
                Nächster Einsatzort zur Verbreitung der Broschüre
                wird die Terratec-Messe im Januar in Leipzig sein. Der Schwerpunkt
                der
                Terratec
                wird sich um die Einsatzmöglichkeiten von dezentralen Systemen
                in Osteuropa drehen. 
      An
          der Erstellung der NASS-Broschüre
                  hat ganz am Rande auch der Ak Wasser im BBU mitgewirkt. Die
          Broschüre
                  steht auf der Seite des von der GTZ getragenen Sustainable-Sanitation-Netzwerks
                  („SuSana“) zum Herunterladen zur Verfügung:
                  http://www.susana.org/langen/library?view=ccbktypeitem&type=2&id=751
                  Als gedrucktes Exemplar kann die Broschüre
          bei der DWA bestellt werden:
       http://dwa.de/dwa/shop/shop.nsf/Produktanzeige?openform&searchhitshow=
  1&produktid=P-DWAA-89CBEG