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20. August 2005

 

 

 

 

 

 

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  Untersuchungen  


WasserInBürgerhand!

 

Fazit: Gewinnmaximierung statt
sauberes Trinkwasser für alle

Auszug aus dem Weed Arbeitspapier
"Sprudelnde Gewinne? – Transnationale Konzerne im Wassersektor und die Rolle des GATS"
von Christina Deckwirth

Bonn, Februar 2004
ISBN 3-939383-03-4
Email: weed@weed-online.org
www.weed-online.org

 

Konzerne verfolgen kommerzielle Interessen. Doch aus einer Trinkwasserversorgung für ärmere Bevölkerungsgruppen lassen sich Gewinne nicht leicht erwirtschaften - und blieben in den vergangenen Jahren zum Teil aus. Auf einer Konferenz in London im Frühjahr 2003 erinnerte ein Redner aus der Wirtschaft daran, dass kein Unternehmen Wasserleitungen verlegen wird, wenn es nicht einen deutlichen Finanzstrom erkennen kann, der die Investitionsausgaben ausgleichen wird (...). In den vergangenen Jahren bemühten sich die Wasserkonzerne also, eine vormals öffentliche Wasserversorgung nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung umzustrukturieren. Darüber hinaus strebten sie nach Expansion. Indem sie andere Firmen aufkaufen, können die Wasserkonzerne deren Gewinne zu ihren eigenen hinzurechnen oder bei verschuldeten Konzernen neue Marktanteile gewinnen. Doch aus dieser Unternehmensstrategie, die einem ständigen Wachstumszwang unterliegt, ergeben sich Probleme: Um die Gewinnerwartungen der Aktionäre zu erfüllen, müssen sich Konzerne durch immer mehr Firmenaufkäufe immer weiter verschulden und immer mehr Geld auf den Aktienmärkten aufnehmen. So wird das langfristige Wassergeschäft dem Vierteljahresrhythmus der Börse unterworfen (...).

Diese strukturelle Verfasstheit eines jeden Konzerns führte in den verschiedenen Privatisierungsprojekten weltweit immer wieder zu den gleichen Problemen. Konzerne zogen es vor, nur die VerbraucherInnen mit Anschlüssen zu versorgen, die es sich leisten können, für den vollen Wasserpreis aufzukommen. Hohe Qualitätsstandards waren zu kostenaufwändig, vereinbarte Konzessionszahlungen wurden ausgesetzt. Mehrere umfassende Studien über Privatisierungsprojekte im Wassersektror weisen nach, dass die versprochenen Segnungen der Privatisierung ausgeblieben sind (...) und meist ein ähnliches Bild zeigen:

  • Versorgungsgrad

    Konzerne investieren nach dem Prinzip des "Rosinenpickens": Sie engagieren sich dort, wo es lukrativ ist. Dadurch werden in Entwicklungsländern die reichen Stadtteile, Hotelzonen oder Industriegebiete zuerst versorgt. In ärmeren Gegenden und Stadtteilen werden nicht selten öffentliche Wasserversorgungsstellen durch Leitungen mit Wasserzählern ersetzt., so dass vormals kostenlos erhältliches Wasser für die ärmsten Bevölkerungsteile unbezahlbar wird. Die Gelder fließen eher in die Installation von Gebührenzählern als in den Ausbau des Wasserleitungsnetzes. Eine solche Zwei-Klassen-Wasserversorgung geht vor allem zu Lasten ärmerer Stadtteile und der ländlichen Bevölkerung.

  • Hohe Preise

    Konzerne verlangen das Prinzip der Kostendeckung, wenn sie eine Wasserversorgung übernehmen. Dies hat zur Folge, dass die insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern weit verbreitete Subventionierung der Versorgung eingestellt wird, und damit sauberes Trinkwasser für ärmere Bevölkerungsteile häufig nicht mehr erschwinglich ist. Wirtschaftskrisen, Naturkatastrophen, sparsamer Umgang mit Wasser - verschiedene Faktoren können bewirken, dass der Wasserverbrauch nachlässt. In Konzessionsverträgen sind jedoch meistens garantierte Gewinne für Wasserkonzerne vereinbart, auch die Bindung der Wasserpreise an den Dollarkurs wird vielfach vertraglich festgeschrieben. Folgen sind eine stetige Erhöhung der Wasserpreise nicht selten von bis zu 100 Prozent, in Cochabamba beispielswise um bis zu 200 Prozent.

  • Fehlende Kontrolle

    Eine Übergabe der Wasserversorgung in privaten Besitz schränkt Regulierungsmöglichkeiten durch Partizipation und demokratische Kontrolle massiv ein. Konzerne können nur indirekt durch eine Regulierungsbehörde in ihrer Geschäftstätigkeit beeinflusst werden. Doch selbst diese Regulierungsbehörden sind in Entwicklungsländern häufig sehr schwach. Konzerne können ihre Monopolstellung im Wassersektor ausnutzen, um schwache öffentliche Institutionen unter Druck zu setzen. Selbst die Weltbank stellte bereits 1996 fest: "Private Monopole versuchen, sich den Regulierer vom Hals zu halten, um aus ihrer Monopolstellung den größtmöglichen Gewinn zu schlagen." (...)

  • Schlechte Wasserqualität

    Trotz entsprechender Versprechen und Vereinbarungen investieren viele Konzerne nicht in die Reparatur maroder Leitungen und die Wasseraufbereitung. Obwohl in einigen Gegenden die Wasserqualität ausgehend von einem sehr niedrigen Standard zum Teil verbessert werden konnte, ist schlechte Wasserqualität die Folge vieler Privatisierungsprojekte. In Manila beispielsweise führte eine mangelnde Wasserqualität sogar zu Todesfällen durch Cholera (...).

  • Mangelnde Ausrichtung nach ökologischen Gesichtspunkten

    Aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten lohnt es sich für Wasserkonzerne zum Teil eher, Wasserpreise zu erhöhen, statt Leckagen in den Leitungen zu reparieren. Eine daraus resultierende hohe Verschwendung lässt Quellen austrocknen und wie z.B. in Manila den Bau kostspieliger und ökologisch riskanter Projekte wie Staudämme notwendig erscheinen.

  • Prekäre Arbeitsverhältnisse

    Entlassungen und prekäre Arbeitsverhältnisse gehören bei Kostenreduzierung nach Effizienzkriterien zum Geschäft eines Wasserkonzerns. Untersuchungen der ILO (International Labour Organisation) ergaben, dass Privatisierung und Restrukturierung in den Infrastrukturbereichen Wasser, Elektrizität und Gas allgemein zu Entlassungen führten, die bis zu 50 Prozent der Beschäftigten betrafen (...).

  • Einnahmeverluste für die öffentlichen Kassen

    Wenn Konzerne in reicheren Stadtteilen investieren und so die öffentliche Versorgung nur noch die ärmeren Gegenden abdeckt, gehen der öffentlichen Wasserversorgung die Einnahmen von wohlhabenderen VerbraucherInnen verloren. Auch durch das vielfach dokumentierte Aussetzen von Konzessionszahlungen und die Übernahme von Gewinngarantien verliert die öffentliche Hand hohe Summen, die folglich u.a. bei sozialen Diensten wie Bildung, Kindergärten und öffentlichen Krankhäusern fehlen.

 



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