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       FÜRTH - Die rund 18 500 Kunden des Zweckverbands zur Wasserversorgung
        des Knoblauchslands müssen ab kommendem Jahr mit höheren Wasserpreisen
        rechnen. Um die kommunale Finanzmisere zu mildern, wollen die Nachbarstädte
        Fürth und Nürnberg ihren 1957 gegründeten Zweckverband an
        ihre Stadtwerke »verkaufen«. Eine Anhebung des Wasserbezugspreises
        auf das Niveau der Städte ist danach unvermeidbar.  
          Den
            Fürthern steht nach den Worten des Verbandsvorsitzenden und
            Fürther SPD-Stadtrats Werner Bloß eine 20-prozentige Preissteigerung
            ins Haus, den Nürnbergern sogar eine 30-prozentige. Andererseits
            kann sich Stadtkämmerer Rudolf Becker ebenso wie sein Nürnberger
            Kollege Wolfgang Köhler über Einnahmen in Höhe von 1,4
            Millionen Euro freuen. Geplant ist die Verbandsauflösung zum
            Jahresende.       Der
          Fürther Stadtrat hat die an seine Weisung gebundenen Fürther
            Verbandsräte bereits aufgefordert, in der nächsten Versammlung
            für die Auflösung zu stimmen. Allerdings votierten zehn der
            50 Räte dennoch dagegen. »Jetzt der Zweckverband - und was
            wird als nächstes aufgegeben?«, fragte der CSU-Mann und älteste
            Zweckverbandsrat Peter Pfann.       Die
          Grünen wiederum lehnen eine Übernahme
            der Wasserversorgung im Knoblauchsland durch die infra wegen der
          29-prozentigen Beteiligung
            des Energie-Riesen E.on am kommunalen Versorgungsunternehmen ab.
          Dies sei der Einstieg in die Privatisierung einer kommunalen Pflichtaufgabe.        
              Keine Entlassungen       
          »Die E.on ist seit fünf Jahren an der infra beteiligt, ohne
            dass sich der Wasserpreis erhöht oder die Wasserqualität verschlechtert
            hat«, kontert Oberbürgermeister Thomas Jung. Im Abwicklungsvertrag
            sei zudem vorgesehen, dass die zehn Zweckverbandsmitarbeiter von infra
            und N-Ergie ohne Kürzung ihrer Bezüge übernommen werden.
            Der Technische Leiter geht 2008 ohnehin in den Ruhestand. Die Verbandsgeschäfte
            werden seit dem Ausscheiden des kaufmännischen Leiters vor drei
            Jahren ohnehin schon von den Versorgungsunternehmen geführt.       Brüskiert zeigen sich die acht Zweckverbandsräte wegen der
            Art und Weise, wie die Transaktion angebahnt worden war. Pfann: »Wir
            wurden nicht eingebunden und fühlen uns auf den Arm genommen.« Die
            Gespräche seien in den Rathäusern auf höchster Ebene geführt
            worden, auf Nachfrage der Verbandsräte habe niemand zuständig
            sein wollen.       »Die AEG lässt grüßen«, sagte Pfann gegenüber
            den Fürther Nachrichten mit Blick auf die Zerschlagung des Nürnberger
            Elektro-Herstellers. Bis vor einem Vierteljahr hätten die Verbandsräte überhaupt
            nichts von den Plänen gewusst, pflichtet ihm der zum »Abwickler« bestellte
            Verbandsvorsitzende Bloß bei. Aus Protest gegen das Vorgehen bei
            den Verhandlungen trat Pfann von seinem Verbandsposten zurück.
            Dieser wird nun von seinem Fraktionskollegen Werner Scharl eingenommen.       Dass
          die Zeit für den Zweckverband abläuft, wird allgemein
            nicht in Zweifel gezogen. Da hohe Investitionen in die Wasseraufbereitung
            anstehen, hätte der Wasserpreis im Knoblauchsland ohnehin angehoben
            werden müssen. Treibende Kraft bei der Verbandsauflösung ist
            nach Angaben von Bloß die N-Ergie. Lange habe sich die Stadt Fürth
            unter den Bürgermeistern Günter Brand (der auch die Zweckverbandsgeschäfte
            führte) und Hartmut Träger dagegen gesträubt.       Schließlich war der Verband bis 2004 schuldenfrei und bot das
            weit und breit billigste Trinkwasser an. Eingeschränkt wurde seine
            Leistungsfähigkeit erst, als die fünf Mannhofer Flachbrunnen
            wegen hoher Nitratbelastung durch Düngemittel stillgelegt werden
            mussten. Weil die beiden verbleibenden Tiefbrunnen am Mannhofer Wasserwerk
            nicht genug Nass liefern können, müssen seitdem zwei Drittel
            der Wassermenge von den Stadtwerken bezogen werden. 
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