Die
          Türkei wolle ihre Flüsse an Privatunternehmen verkaufen,
          war letzthin im Internet zu lesen („Rivers to be privatized
          as a solution to water crisis“ - 01.08.07). Die Meldung zirkulierte
          sogleich in der alternativen Wasserszene. Eine genauere Lektüre
          der Meldung zeigt jedoch, dass in der Nachricht einige Begrifflichkeiten
          missverständlich durcheinander gewürfelt worden waren.
      Grund
            der Denkspiele in der türkischen Regierung war die außergewöhnliche
            Dürre im Frühjahr und Sommer 2006. Wasserkraftwerke konnten
            nur noch mit reduzierte Leistung betrieben werden oder mussten mangels
            Wasserdurchfluss ganz abgestellt werden. Zeitweise Stromsperren waren
            die Folge, was die boomende Wirtschaft in der Türkei besonders
            traf. Gewarnt wurde, dass größere Stromausfälle sich
            katastrophal auf die Wirtschaft auswirken könnten. Betroffen
            vom Strommangel sind auch touristische Küstenregionen wie die
            Gegend um Antalya. Hier nimmt im Sommer mit den Touristen die Zahl
            der Menschen
            stark zu, Hotels gelten als große Stromverbraucher. 
      Die
          Türkei
              liegt nach China, Indien und Brasilien an vierter Stelle bei der
              jährlichen
              Zunahme des Energieverbrauchs. Um die Wasserkraftnutzung effizienter
              zu gestalten, kündigte HILMI GÜLER, der Minister für
              Energie und natürliche Ressourcen, an, die Nutzungsrechte              an
              12-13 Flüssen zu verkaufen. Damit will der türkische
              Staat über
              3 Milliarden US-Dollar einnehmen. Die Nutzungsrechte an Flüssen
              und Seen sollen für 49 Jahre an Privatunternehmen verkauft
              werden, um so die mit der Klimaerwärmung und mangelnder Vorsorge
              entstandene Energieknappheit zu bewältigen. Auch das
              Trinkwasser und Wasser zur Bewässerung sollen dann die Privatunternehmen
              bereitstellen. Der
          Verkauf von Konzessionen ist allerdings keine direkte „Privatisierung
                von Flüssen“, sondern eine Art Konzessionsvergabe,
                wie sie für Wasserkraftunternehmen und Wasserwerke auch
                an hiesigen Flüssen üblich
                ist. Dadurch, dass der Staat einem Energieunternehmen
                die zeitlich beschränkte Nutzung der Wasserkraft
        - beispielsweise an Donau oder Rhein - erlaubt, muss das betreffende
        Unternehmen einen entsprechenden finanziellen Ausgleich leisten. 
      In
          der Türkei ist nach bisherigen Überlegungen vorgesehen, die
          Konzessionen unter Wettbewerbsbedingungen an interessierte Unternehmen
          im In- und Ausland auszuschreiben. Kriterium für die Konzessionsvergabe
          soll u.a. sein, wer die Staudämme in kürzester Zeit zu den
          geringsten Kosten errichten kann. Die Vergabe von Konzessionen über
          eine Laufzeit von 29 Jahre soll beispielsweise am Euphrat 950 Mio. US-$
          und am Tig-ris 650 Mio. US-$ einbringen.