Man
          stelle sich vor: Der Angriff der neoliberalen Finanzwelt im Jahr 2000
          auf die kommunale Wasserwirtschaft wäre erfolgreich gewesen.
Damals
          hatte die Deutsche Bank Research gefordert, die Zahl der Wasser- und
          Abwasserbetriebe in Deutschland auf 100 Unternehmen einzudampfen.
            
      Der
          Aufkonzentrierungsprozess war dazu gedacht, dass sich im deutschen „Wassermarkt“ drei,
              vier oder fünf Global Player herausbilden sollten, die in
              der Lage sein müssten, im Kampf um den vermeintlich lukrativen „Weltwassermarkt“ mit
              den beiden französischen Wasserriesen erfolgreich konkurrieren
              zu können (s. RUNDBR. 415/1).
              Die vom Bundeswirtschaftsministerium damals eingerichtete Ewers-Kommission
              hatte zudem empfohlen, mit
              einem „Wettbewerb
              im Markt“ den trotteligen kommunalen Wasser- und Abwasserwerken
              Feuer unter dem Hintern zu entfachen (s.
              RUNDBR. 599 – 602).
              
      An
          der angestrebten Flurbereinigung im „Wassermarkt“ hätten
                Berater Investmentbanker und sonstige Geldvermehrungspezialisten
                prächtig
                verdient. Der Markteintritt privater Investoren wäre mit
                verwegenen Finanztransaktionen finanziert worden – beispielsweise
                mit der Verpfändung der zu erwartenden Gebühreneinnahmen über
                dreißig Jahre hinweg. „Asset-Management“ wie
                bei anglo-amerikanischen Unte-nehmen wäre heute schon auf
                breiter Front auch im deutschen „Wassermarkt“ angesagt – soll
                heißen: Statt nachhaltiger Substanzerhaltung wären
                die Anlagen der Wasser- und Abwasserbetriebe auf Verschleiß gefahren
                worden. Mit acht Prozent Rendite hätte man sich auch im
                Hydrokapitalismus nicht mehr begnügt. Vorbild wäre
                Josef Ackermann gewesen, der aus seiner Deutschen Bank eine
                Rendite von astronomischen 25
                Prozent herauspressen wollte. 
      Die
          sich aus dem Klein-Klein der deutschen Wasserwirtschaft
                  erhobenen Wassergiganten ständen unter dem Diktat frisch
                  geföhnter „Analysten“,
                  die anlässlich der Vorlage der Quartalsberichte jeweils
                  die immer noch zu geringe Rendite bemängelt  hätten.
                  Und beim Zusammenbrechen der Finanzmärkte hätte
          es jetzt auch die deutschen Wasserkonzerne erwischt. Denn die wackligen
          Finanzkonstruktionen, mit denen die deutschen Wasserkonzerne zusammengezimmert
          worden waren, wären angesichts der Finanz- und Börsenkrise
          ebenfalls zusammengestürzt.
                  Alles pure Schwarzmalerei: So schlimm hätte es gar nicht kommen
          können! Denn nur acht Jahre hätten für die Transformation
          vom soliden Stadt- und Wasserwerk zum finanzmarktsensiblen Riesen auf
          tönernen Börsenfüßen vermutlich nicht ausgereicht.
          
      Gleichwohl
          können die deutschen GebührenzahlerInnen
            froh sein, dass sich die deutsche Wasserwirtschaft erfolgreich der
            neoliberalen
            Zumutungen der Schwarzen Magier der Deutschen Bank und der Voodoo-Zauberer
            der Ewers-Kommission erwehren konnte. Nachdem sich die Investmentbanker
            bis auf die Knochen blamiert haben, sind auch diejenigen desavouiert,
            die die propagandistische Begleitmusik zur „Liberalisierung“ des
            deutschen Wassermarktes gespielt haben – beispielsweise die
            opportunistischen Hochschulprofessoren, die „unabhängigen“ Institute,
            die kommerziellen Seminarveranstalter und die Wirtschaftsjournalisten,
            die ebenfalls allesamt über die Ineffizienz der kommunal geführten
            Wasser- und Abwasserbetriebe lamentiert hatten (s. RUNDBR. 599/2,
            587/3-4, 510/1, 470/4). 
      -ng-