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16. November 2008

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 24.10.2008

 

Vom Marktversagen und vom Wasser

 

Man stelle sich vor: Der Angriff der neoliberalen Finanzwelt im Jahr 2000 auf die kommunale Wasserwirtschaft wäre erfolgreich gewesen. Damals hatte die Deutsche Bank Research gefordert, die Zahl der Wasser- und Abwasserbetriebe in Deutschland auf 100 Unternehmen einzudampfen.

Der Aufkonzentrierungsprozess war dazu gedacht, dass sich im deutschen „Wassermarkt“ drei, vier oder fünf Global Player herausbilden sollten, die in der Lage sein müssten, im Kampf um den vermeintlich lukrativen „Weltwassermarkt“ mit den beiden französischen Wasserriesen erfolgreich konkurrieren zu können (s. RUNDBR. 415/1). Die vom Bundeswirtschaftsministerium damals eingerichtete Ewers-Kommission hatte zudem empfohlen, mit einem „Wettbewerb im Markt“ den trotteligen kommunalen Wasser- und Abwasserwerken Feuer unter dem Hintern zu entfachen (s. RUNDBR. 599 – 602).

An der angestrebten Flurbereinigung im „Wassermarkt“ hätten Berater Investmentbanker und sonstige Geldvermehrungspezialisten prächtig verdient. Der Markteintritt privater Investoren wäre mit verwegenen Finanztransaktionen finanziert worden – beispielsweise mit der Verpfändung der zu erwartenden Gebühreneinnahmen über dreißig Jahre hinweg. „Asset-Management“ wie bei anglo-amerikanischen Unte-nehmen wäre heute schon auf breiter Front auch im deutschen „Wassermarkt“ angesagt – soll heißen: Statt nachhaltiger Substanzerhaltung wären die Anlagen der Wasser- und Abwasserbetriebe auf Verschleiß gefahren worden. Mit acht Prozent Rendite hätte man sich auch im Hydrokapitalismus nicht mehr begnügt. Vorbild wäre Josef Ackermann gewesen, der aus seiner Deutschen Bank eine Rendite von astronomischen 25 Prozent herauspressen wollte.

Die sich aus dem Klein-Klein der deutschen Wasserwirtschaft erhobenen Wassergiganten ständen unter dem Diktat frisch geföhnter „Analysten“, die anlässlich der Vorlage der Quartalsberichte jeweils die immer noch zu geringe Rendite bemängelt hätten. Und beim Zusammenbrechen der Finanzmärkte hätte es jetzt auch die deutschen Wasserkonzerne erwischt. Denn die wackligen Finanzkonstruktionen, mit denen die deutschen Wasserkonzerne zusammengezimmert worden waren, wären angesichts der Finanz- und Börsenkrise ebenfalls zusammengestürzt.

Alles pure Schwarzmalerei: So schlimm hätte es gar nicht kommen können! Denn nur acht Jahre hätten für die Transformation vom soliden Stadt- und Wasserwerk zum finanzmarktsensiblen Riesen auf tönernen Börsenfüßen vermutlich nicht ausgereicht.

Gleichwohl können die deutschen GebührenzahlerInnen froh sein, dass sich die deutsche Wasserwirtschaft erfolgreich der neoliberalen Zumutungen der Schwarzen Magier der Deutschen Bank und der Voodoo-Zauberer der Ewers-Kommission erwehren konnte. Nachdem sich die Investmentbanker bis auf die Knochen blamiert haben, sind auch diejenigen desavouiert, die die propagandistische Begleitmusik zur „Liberalisierung“ des deutschen Wassermarktes gespielt haben – beispielsweise die opportunistischen Hochschulprofessoren, die „unabhängigen“ Institute, die kommerziellen Seminarveranstalter und die Wirtschaftsjournalisten, die ebenfalls allesamt über die Ineffizienz der kommunal geführten Wasser- und Abwasserbetriebe lamentiert hatten (s. RUNDBR. 599/2, 587/3-4, 510/1, 470/4).

-ng-


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.

 
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