KOPENHAGEN.
          Die EU- Umweltagentur (EEA) hat ein Ende des europäischen "Raubbaus" an
          der immer knapperen Ressource Wasser verlangt. 5.300 Kubikmeter Wasser
          verbrauche ein Europäer im Schnitt pro Jahr, schreibt das in Kopenhagen
          ansässige Institut in einem aktuellen Report. Das entspricht dem
          Fassungsvermögen von zwei olympischen Schwimmbecken. In diese
          Wassermenge noch nicht eingerechnet sei illegal abgezapftes Wasser.
       EEA-Direktorin
          Jacqueline Glade nannte den Gesamtwasserverbrauch angesichts der Klimaveränderungen mit zunehmender Dürre im südlichen
          Europa einen "Raubbau, der gravierende Auswirkungen haben wird".
          Auch in Teilen Nordeuropas werde der "Wasserstress" zunehmen,
          weil insgesamt zur kurzfristigen Behebung von Wasserknappheit immer größere
          Wassermengen aus den Oberflächen- und Grundwasserreservoirs entnommen
          werden.
      "Beim
          Wasser leben wir über unsere Verhältnisse", heißt
            im Bericht der Umweltagentur. Nach den Erhebungen der EEA werden in Europa
            44 Prozent des entnommenen Wassers für die Energieerzeugung verwendet,
            das aber zum größten Teil wieder zurückgeleitet wird.
            24 Prozent fließen in die Landwirtschaft, 21 Prozent in die öffentliche
            Wasserversorgung und 11 Prozent in die Industrie.
       Im
          besonders von zunehmender Dürre bedrohten südlichen Europa
              allerdings würden 60 und teilweise sogar 80 Prozent zu Bewässerungszwecken
              von der Landwirtschaft verbraucht. Als akutes Problem neben der illegalen
              Entnahme von Wasser vor allem in der Landwirtschaft nannte die EEA den
              Verlust durch Lecks im öffentlichen Wasserversorgungssystem:
              In einigen Teilen Europas gingen dadurch 40 Prozent des Wassers
              verloren.
       Dass
          der Wasserverbrauch für Agrarzwecke über ganz Europa in
                den vergangenen 20 Jahren zugenommen hat, ist nach Überzeugung der
                Umweltagentur nicht zuletzt auf niedrige Preise zurückzuführen:
                Bauern hätten nur selten die "echten" Kosten von
                Wasser zu zahlen.
       Zur
          Begrenzung des Wasserverbrauchs forderte die EEA an erster Stelle eine
          strenge Preissetzung auf der Grundlage tatsächlich entnommener
                  Wassermengen. Regierungen müssten umfassender als bisher "Dürremanagement" betreiben
                  und dabei mehr vorausschauend "Risikomanagement" statt nachträglich "Krisenmanagement" betreiben.
                  Nötig sei auch die Beendigung von wasserintensivem Pflanzenanbau
                  etwa für Biotreibstoffe in Gebieten mit Wasserknappheit.
       Stärker genutzt werden müssen nach Überzeugung der Umweltagentur
                    geklärte Abwässer, "Grauwasser" und gesammeltes Regenwasser.
                    Agenturchefin Glade meinte über die Grundprinzipien: "Wir müssen
                    die Nachfrage drosseln, die Entnahmemengen auf ein Minimum reduzieren
                    und die Effizienz der Wassernutzung verbessern." Vor übertriebenem
                    Optimismus bei der Entsalzung von Meerwasser als zusätzlicher Versorgungsquelle
                    warnte das Kopenhagener Institut: Es sei dabei auch der hohe Energieverbrauch
                    der Entsalzung zu beachten.