Im
              Jahr 2002 hatte Stuttgart seine Stadtwerke an die EnBW verhökert.
              Bei dem Deal wanderte nicht nur die Strom- und Gasversorgung an
              den EnBW-Konzern, sondern auch die Wassersparte. Die Überführung
              der Stuttgarter Wasserversorgung in die EnBW-Regional-Gesellschaft
              ist seit Jahren ein Ärgernis für das Stuttgarter Wasserforum
              (s. RUNDBR. 762/1, 759/1-2, 742/3, 626/1-2). 
          Den
              Stuttgarter Wasseraktivisten ist es jetzt gelungen, die Rekommunalisierung
                der Wasserversorgung zum bestimmenden Thema im Stuttgarter Kommunalwahlkampf
                zu machen. Der durch seine schief gelaufenen Cross-Border-Leasing-Geschäfte
                und durch „Stuttgart21“ ohnehin angeschlagene Stuttgarter
                CDU-Oberbürgermeister, Dr. WOLFGANG SCHUSTER, musste auf
                den Druck der Rekommunalisierungskampagne des Wasserforums reagieren:
                
          Mit
              der EnBW handelte der OB aus, dass zum Ende der Laufzeit der
                  Wasserkonzession im Jahr 2013 die Wasserversorgung wieder zur
                  Hälfte
                  in kommunale Hände zurückkehren sollte. Hierzu war
                  geplant, dass die Stadt und die EnBW-Regional eine gemeinsame
                  Wasserversorgungsgesellschaft
                  gründen, an der beide Partner mit je 50 Prozent beteiligt
                  wären. Der Rückkauf von 50 Prozent der Wasserversorgung
                  hätte die Stadt nach Zeitungsberichten etwa 80 Mio. Euro
                  gekostet. Der Stadt sollte zudem ein Vorkaufsrecht für
                  die restlichen 50 Prozent der Wasserversorgung eingeräumt
                  werden. 
          Der
              EnBW-Konzern war zu diesem Geschäft gerne
                    bereit – erwarteten
                    die EnBW-Strategen doch ein freundliches Entgegenkommen der
                    Stadt Stuttgart, wenn es um die Neuvergabe der ungleich lukrativeren
                    Konzessionen für die Strom- und Gasversorgung gehen
                    wird. WOLFGANG SCHORLAU, Autor des Furore machenden Wasserkrimis „Fremde
                    Wasser“ sprach deshalb in Stuttgarter Zeitung von
                    einem „vergifteten
                    Geschenk“ des EnBW-Konzerns.
           Dieser
              Meinung ist auch das Stuttgarter Wasserforum. Dort will man sich
              nicht mit
                      einem 50
                      Prozent-Anteil an der Wasserversorgung begnügen: 100
                      Prozent sollen es sein – und zwar sofort! Und mit
                      der Perspektive der Neugründung eigener Stadtwerke – bei
                      der Neukonzessionierung der Strom- und Gasbranche soll
                      der EnBW-Konzern leer ausgehen.
                      
          Nach
              sechsjähriger Vorarbeit hat deshalb das Stuttgarter
                         Wasserforum am 30. April 2009 mit der Sammlung
              von Unterschriften zu einem Bürgerbegehren zur Rückführung
                        von 100 Prozent der Stuttgarter Wasserversorgung in kommunale
                        Hände
                        begonnen. Hierzu müssen 20.000 StuttgarterInnen
                        ihre Unterschrift leisten. 
          Das
              Wasserthema hat in Stuttgarter inzwischen eine
                          derartige Eigendynamik entfaltet, dass die SPD im Wahlkampf
                          die Forderung
                          nach 100 Prozent Wasser übernommen hat. OB Schuster
                          sah sich gezwungen, die 50%-Vertragshandlungen mit dem
                          EnBW-Konzern zunächst
                        einmal auf Eis zu legen.
           Die
              Rekommunalisierung der Stuttgarter Wasserversorgung ist auch von
              Bedeutung für
                            die beiden größten Fernwasserversorger
                            in Baden-Württemberg.
                            An der „Landeswasserversorgung“ und am
                            Zweckverband Bodenseewasserversorgung ist die Stadt
                            Stuttgart mit
                            jeweils einem Drittel beteiligt. Da diese 33 Prozent
                            derzeit von
                            der EnBW gehalten
                            werden, könnte die EU-Kommission auf die Idee
                            kommen, dass es sich bei den beiden kommunalen Fernwasserversorgern
                            um eine
                            public-private-partnership-Konstruktion handelt – mit
                            der Folge, dass alle Dienstleistungen der beiden
                            Fernwasserversorger künftig dem Wettbewerb
                        geöffnet werden müssten.
           Weitere
              Auskunft zum Bürgerbegehren in Stuttgart:
                          E-Mail: barbarakern1@alice-dsl.net
                Internet: www.s-wasserforum.de 
                Spendenkonto: Stuttgarter Wasserforum, 
                Kontonummer: 700 448 6900, 
                GLS-Bank Stuttgart, BLZ: 430 609 67, 
                Stichwort „Bürgerentscheid“
           
          Pressemitteilung des
                Stuttgarter Wasserforums vom 28.4.2009 zum Start des Bürgerbegehrens