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24. November 2009

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 11.11.2009

 

Die Wasserwirtschaft auf dem
Weg der Berliner S-Bahn?

 

Der angestrebte Börsengang der Bahn AG war für die S-Bahn in Berlin – und vor allem für die S-Bahn-NutzerInnen – desaströs. Die S-Bahn – eine Tochter der Bahn AG – war über Jahre hinweg zu hohen Gewinnabführungen an die Mutter veranlasst worden. Der strikte Renditekurs führte dazu, dass Werkstätten geschlossen, Fachpersonal immer weniger vorhanden und am Ende sogar das Werkzeug zur Überprüfung der Sicherheit der S-Bahn-Fahrzeuge gefehlt hatte. Das Eisenbahnbundesamt musste im Jahr 2009 aus Sicherheitsgründen die Mehrzahl der S-Bahn-Wagen zweimal hintereinander aus dem Verkehr ziehen.

Wie uns aus der zweiten Reihe des Managements von Stadtwerken in diesem Jahr schon mehrmals mitgeteilt wurde, soll auch in manchen Stadtwerken die nachhaltige Substanzerhaltung der Wasserversorgung in Gefahr sein (s. RUNDBR. 918/1-3, 816/3, vgl. 917/1-3). Die Kämmerer ächzen unter der kommunalen Finanzkr-se und erwarten von ihren Stadtwerken trotz Wirtschaftskrise und Anreizregulierung weiterhin – bzw. jetzt erst recht - eine hohe Gewinnabführung (s. 918/3). Stadtwerkechefs ohne Rückgrat würden dann anfangen, an der Wartung und Instandhaltung des Rohrnetzes zu sparen. Prof. Dr. HANS MEHLHORN, hatte bereits in der GWF-WASSER/ABWASSER vom April 2008 – also noch vor der Wirtschaftskrise - gewarnt:

„Der Kostendruck auf die Unternehmen schlägt sich sowohl im Gas- als auch im Wasserfach nicht nur in der geringeren Investitionsbereitschaft nieder, sondern – und dies mag auf Dauer die noch größere Gefahr sein - in den Beschäftigungszahlen und in der Qualifikation der Mitarbeiter in den Unternehmen.“

MEHLHORN, technischer Geschäftsführer der Bodenseefernwasserversorgung und damals noch Präsident der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfaches (DVGW) bedauerte ferner, dass man

„leider schon heute einen gewissen Verlust an technischer Kompetenz in den Versorgungsunternehmen auf allen hierarchischen Stufen“ feststellen müsse.

MEHLHORN schrieb seinen Kollegen ins Stammbuch:

„Es wird schwer sein, diesen ungesunden Trend zu stoppen oder gar umzukehren.“

Der DVWG hat mittlerweile die Gefahr erkannt, dass der Kostendruck auf die Wasserversorgung unheilvolle Gefahren nach sich ziehen kann. Deshalb überlegt man beim DVGW, ob man im DVGW-Regelwerk mit seinen technischen Normen die Zahl der Freiheitsgrade einschränken muss. Bisher lässt das DVGW-Regelwerk große Freiräume für die kreative Umsetzung der Normen. Bei einer unverantwortlichen Kostendrückerei können diese Freiheitsgrade aber auch ins Negative ausgenutzt werden. Um diese „Entgleisungen“ zu vermeiden, müsste künftig in den Normen genauer vorgeschrieben werden, was zu tun und zu lassen ist.

Jenseits der DVGW-Überlegungen haben verantwortungsvolle Gemeinderäte und wasserinteressierte BürgerInnen in Zeiten des risikobasierten „Asset Managements“ (s. 892/1-2, 870/1) allen Grund, bei ihrem Wasserversorger darauf zu achten, dass die nachhaltige Substanzerhaltung in der Wasserversorgung nicht unter die Räder kommt (s. 897/3, 850/1-2). Und bei der angestrebten „Transparenz-Initiative“ des Bundesverbandes der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW; s. RUNDBR. 921/1) wäre darüber zu diskutieren, wie der Nachweis einer genügend hohen Reinvestitionsrate geführt werden kann. Denn die Möglichkeiten, einem interessierten Laien, hinsichtlich der Substanzerhaltung ein X für ein U vorzumachen, sind schier unbegrenzt. -ng-


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.

 

 
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