Die
          erfolgreiche Kommunikationsstrategie zur Einführung        hoher
          Grundpreise erläutert Siegfried        Gendries in dem Aufsatz „Das
          'Mülheimer Tarifsystem‘        – 
        Einführung des Systempreises und        Preiskommunikation in der
        Wasserwirtschaft“ in        der ENERGIE-WASSER-PRAXIS, S. 58 – 61. 
      Wie            viele
          andere Wasserversorger auch, stecken die            Rheinisch-Westfälischen
          Wasserwerke (RWW), in            einer sich stetig verschärfenden
          Kosten-Klemme:            Bei sinkendem Wasserabsatz müssen die
          hohen            Fixkosten von durchschnittlich 80 Prozent auf immer            weniger
          Kubikmeter umgelegt werden. Der steigende            Kubikmeterpreis
          verstärkt aber noch die Wassersparbemühungen.            Die
          daraus resultierende Preisspirale            sei eine „gefährliche
          Entwicklung“ – u.a.            auch im Hinblick auf die „zunehmenden
          Aktivitäten            der Kartellbehörden“. Als Ausweg
          aus diesem Dilemma            seien „strukturelle Änderungen
          unumgänglich“            (s. RUNDBR. 917/1-2, 874/1,
          733/4).
          
      Bei
          der            RWW hat man deshalb den Grundpreis, der bislang            20
          Prozent der Kosten abdeckte, auf 50 Prozent angehoben– 
            und als Ausgleich dazu den Mengenpreis            von 1,62 €/m³ auf
            1,21 €/m³ gesenkt. Zu den Folgen            des gesenkten
            Mengenpreises schreibt der Chef der            RWW-Kommunikationsabteilung, dass die Preissenkung
      
        „den
              nicht primär angestrebten Nebeneffekt“              gehabt
              habe, „dass der Gebrauch von Wasser              damit für
              viele Kundengruppen preislich attraktiver“              geworden sei. 
      
      Zugleich
          versichert der Autor aber,            dass damit nicht von einem Aufruf
          zur Wasserverschwendung            gesprochen werden könne. Dies
          sei allerdings „eine aus kommunikativer Sicht bedeutende                Aufgabenstellung“ gewesen.
          [?] Wichtig für die Akzeptanz                der Tarifumstellung
          bei den Kunden sei                auch gewesen, dass man „die
          Umstellung ohne die                eigentlich erforderliche Preisanpassung“ durchgeführt                habe.
          Möglichen Vorwürfen, dass die Tarifumstellung                auf
          eine verkappte Preiserhöhung hinauslaufen                würde,
          habe man damit die Grundlage entziehen                können.
          Vorbehalte gegen die Tarifumstellung                habe man auch dadurch
          entkräften können,                weil sich die Umstellungseffekte
          bei den „durchschnittsverbrauchenden                Kundengruppen“ in
          einer                Bandbreite von nur bis zu fünf Prozent Minder-
          bzw.                Mehrbelastung bewegt hätten. Weil die Tarifumstellung                zu
          keinen Ausreißern nach oben geführt habe,                habe
          man bei RWW eine „breite Rückendeckung“                für
          das neue Tarifmodell registrieren können. „Entscheidend                für
          den Erfolg der Umstellung“ sei aber                gewesen, dass
          man sich einer offenen Kommunikation                mit der Öffentlichkeit
          befleißigt habe. Dazu habe                u.a. gehört, dass
          Presse- und Kundenanfragen zur                geplanten Tarifumstellung „stets
          Priorität“ eingeräumt                worden sei. Der
          Autor vertritt die Meinung,                dass „die Tarifstrukturänderung
          der einzig gangbare                Weg für mehr Preisstabilität
          und Nachhaltigkeit der                Trinkwasserversorgung sein wird“.
          Und weiter: 
      
        „Sollen Kostendeckungslücken oder Preissteigerungsspiralen                verhindert
                      werden, führt bei anhaltend                rückläufiger
                      Nachfrage kaum ein weg an der                Einführung
                      eines Systempreises vorbei.“
      
      Die
          bei RWW praktizierte Umbenennung des stark            angehobenen Grundpreises
          zu einem „Systempreis“            findet auch bei anderen Wasserversorgern großes
                  Interesse:
      
        „RWW
              berät daher nun auch andere Versorger                    bei der Einführung neuer Tarifsysteme.“
      
       Weitere
          Auskunft, wie man eine „Tarifstrukturreform“            kommunikativ eintütet, gibt es bei
            Siegfried Gendries
            Rheinisch-Westfälische            Wasserwerksgesellschaft
            Leiter Marketing und            Kommunikation, 
            Projektleiter „Tarifpolitik“
            Am Schloß Broich 1 – 3
            45479 M ü l h e i m an der Ruhr
            Tel.: 0208/4433-724; Fax: -325
            E-Mail: siegfried.gendreis@rwe.com
            Internet: www.rww.de