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19. April 2014

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 31.3.2014

 

„Erfinder“ der Wasserliberalisierung
bekommt den „Wasser-Nobelpreis“

 

Vielleicht tun wir JOHN BISCOE Unrecht. Aber seiner Auswahl zum Träger des Stockholmer Wasserpreises („Stockholm Water Prize“) für 2014 können wir nur bedingt begrüßen. Der alljährlich vergebene Stockholm Water Prize gilt als Nobelpreis der Wasserwirtschaft.

Zeitgleich zum Internationalen Wassertag 2014 hatte das Nominierungskomitee die Preisverleihung an Prof. JOHN BRISCOE damit begründet, dass er einen „beispiellosen Beitrag zur nachhaltigen und erdumfassenden Verwaltung der Ressource Wasser“ geleistet habe – und weiter:

„Sein unerschütterliches Engagement gilt der Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen auf der ganzen Welt.“

Ferner wurde die Wahl von JOHN BRISCOE damit begründet, dass er

"Forschung von Weltklasse über die richtige Verwaltung von Wasserressourcen und dem Zugang zu Trinkwasser und Sanitäreinrichtungen mit der Entwicklung von Richtlinien sowie Techniken für die Anwendung in der Praxis kombiniert“ habe.

Der „geniale“ Beitrag von BRISCOE zur Lösung der eskalierenden Weltwasserprobleme liege darin,

„dass er Wissenschaft, Politik und Praxis miteinander verbindet und so völlig neue Einblicke bietet, wie die endliche Ressource Wasser verwaltet werden soll, um die Lebensbedingungen von Menschen weltweit zu verbessern“.

Kann ja alles sein, aber für die deutsche Wasserwirtschaft war das Wirken von BRISCOE eher nachteilig:

1995 war der gebürtige Südafrikaner als Abgesandter der Weltbank nach Deutschland gereist und hatte festgestellt, dass das Wasser in Deutschland zwar gut, aber viel zu teuer wäre. Dies wäre für den Industriestandort Deutschland im internationalen Wettbewerb nachteilig.

BRISCOE hatte damals als Wasserfachmann der Weltbank vorgeschlagen, einen Wettbewerb in der deutschen Wasserwirtschaft einzuführen, um die zu hohen Wasserpreise zu reduzieren. Damit hatte BRISCOE die Debatte über eine Liberalsierung der Wasserwirtschaft angestoßen – eine Debatte, die uns bis heute beschäftigt (und nervt).

Die Vorschläge von BRISCOE waren 2000 von der „EWERS-Kommission“ gerne aufgegriffen worden. Die von der damaligen Koalition von SPD und GRÜNEN eingesetzte Kommission legte höchst umstrittene Vorschläge zum „Wettbewerb im Markt“ (Durchleitungswettbewerb) und ersatzweise zum „Wettbewerb um den Markt“ (Wettbewerb um Wasserkonzessionen) vor (siehe RUNDBR. 599 - 602).

Zwar konnten diese Vorstöße mühsam abgewehrt werden, aber die Vorschläge der EWERS-Kommission waren wiederum die Blaupause für die EU-Kommission, die darauf basierend eine ganz Serie von Liberalisierungsvorstößen für die Wasserwirtschaft in der EU gestartet hat.

Insofern hat BRISCOE „Verdienste“, weil er den ersten wesentlichen Anstoß gegeben hat, die Wasserwirtschaft in Deutschland und in der EU einem Wettbewerbsregime zu unterwerfen. Darum lesen wir es mit Stirnrunzeln, wenn es in der Begründung für die Vergabe des „Wasser-Nobelpreises“ an BRISCOE heißt:

„Eine der krönenden Leistungen von Professor Briscoe war die Entwicklung der Wasserstrategie für die Weltbank in 2003. Diese setzte einen neuen, kreativen und nachhaltigen Massstab darin, global die Bedeutung verbesserter Infrastruktur und Einrichtungen hervorzuheben, deren Auswirkungen weit über den Wassersektor hinausgehen.“

Seine Majestät König Carl XVI Gustaf von Schweden, Schirmherr des Stockholmer Wasserpreises, wird den mit 150.000 US$ dotierten Preis in einer„Königlichen Preisverleihungszeremonie“ am 4. September 2014 im Rahmen der Weltwasserwoche (World Water Week) an JOHN BRISCOE überreichen.

Weitere Infos zur Preisvergabe unter
http://www.siwi.org/SWP2014
britt-louise.andersson@siwi.org

-ng-


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.
Clip-Fisch 2

 
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