aktualisiert: 
	       29.September 2016 
	      
	    
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         WasserInBürgerhand! 
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      BBU-Wasserrundbrief,
            17./19.1.2015 
      
        
        
      
        
        
       
      
        
      Kalk  ist DAS Trinkwasserthema, das die Bürger bewegt 
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Neben  dem Thema »Wasser-Privatisierung« bewegt die BürgerInnen im  Wasserbereich nichts mehr als „zu viel Kalk“ im Trinkwasser.  Pestizide, Spurenstoffe und Nitrat kann man im Trinkwasser nicht  schmecken und riechen. Demgegenüber ist ein hoher Härtegrad  schmeck- und sichtbar: Eine Haut auf dem Tee, weiße Flecken auf  schwarzen Badekacheln, Kalkkrusten im Kochtopf, häufige  Entkalkungszyklen für die Kaffeemaschine und eine hohe  Waschmitteldosierung legen Zeugnis ab für einen hohen Kalkgehalt im  Trinkwasser. Die Komforteinbußen und die hohen Zusatzkosten sind  Aufregerthemen in zahlreichen Orten, die mit kalkreichem Wasser  versorgt werden. Immer mehr Wasserversorger, Gemeinderäte und  Bürgermeister müssen sich mit rebellischen BürgerInnen  auseinandersetzen, die ultimativ weicheres Wasser fordern – in  Petitionen bis hin zu Bürgerbegehren. Wegen Spurenstoffen im  Trinkwasser hat es - außer bei der PFT-Affäre im Jahr 2006 im  oberen Einzugsbereich der Ruhr (s. RUNDBR. 921/2, 851/2-4) und bei  der PFT-Verseuchung des Grundwassers zwischen Baden-Baden und Rastatt  (s. 1047/1-3) noch nie volle Turn- oder Gemeindehallen gegeben. Wenn  aber darüber diskutiert wird, wie man zu weicherem Wasser kommt,  reicht die Bestuhlung in den Mehrzweckhallen und Bürgerhäusern oft  nicht aus. Nachfolgend werden zwei aktuelle Beispiele vorgestellt,  wie unterschiedlich die Wasserversorger mit dem Bürgerwunsch nach  weicherem Wasser umgehen.  
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Breite  Diskussion über hartes Wasser  
im Wasserverband Bad Langensalza 
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Im  Herbst 2016 müssen die Bürgermeister der 22 Mitgliedsgemeinden im  Wasserverband Bad Langensalza (Thüringen) darüber entscheiden, ob  der Verband in eine zentrale Enthärtungsanlage investieren soll. Dem  Entscheid der Bürgermeister gehen die Abstimmungen in den  Gemeinderäten der Verbandskommunen voraus. Das Votum der  Gemeinderäte basiert wiederum auf dem Stimmungsbild von  Einwohnerversammlungen in den Mitgliedskommunen. Und einige der  Gemeinden haben beschlossen, ihre BürgerInnen selbst darüber  abstimmen zu lassen, ob eine zentrale Enthärtungsanlage errichtet  werden soll – so u.a. in Schönstedt und Bad Tennstedt. Als weitere  Varianten auf dem Weg zu weicherem Wasser steht zur Diskussion,  weiches Talsperrenwasser der Thüringer Fernwasserversorgung dem  lokal geförderten Trinkwasser zuzumischen – oder gleich ganz auf  das Talsperrenwasser umzusteigen. Und dann gibt es noch die Variante  1 mit dem Erhalt des Status quo: Alles bleibt so wie bislang.  
      Damit  sich die BürgerInnen in den Mitgliedskommunen ein genaueres Bild  über die Varianten machen können, will der Wasserverband eine  Broschüre für alle Haushalter herausgegeben, in der die Kosten,  aber auch die Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten  erläutert werden.  Die Debatten über das Pro- und Kontra eines  Fernwasseranschlusses bzw. der Investition in eine zentrale  Enthärtungsanlage bewegt die Verbandskommunen mindestens seit 2009 –  kein Wunder, denn in einigen Gemeinden weist das Trinkwasser eine  extreme Härte von bis zu 40 Grad dt. Härte auf. Insofern ist es  bemerkenswert, dass sich zur aktuellen Variantendiskussion auf der  etwas antiquiert erscheinenden Homepage des Verbandes www.wazv-badlangensalz.de keinerlei  Infos finden – ansonsten gibt es weitere Auskunft beim: 
      Verbandswasserwerk Bad Langensalza 
        Hüngerlsgasse 13 
        99947  B a d   L a n g e n s a l z a 
        Tel.: 03603/84 07 0 
        E-Mail: info@wazv-badlangensalza.de 
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Trinkwasserautonomie oder weicheres Wasser? 
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In  Wasserverband Bad Langensalza (siehe vorstehende Notiz) und in  Eichstetten (s. RUNDBR. 759/4) haben der Zweckverband bzw. die  Gemeinde die Diskussion um weicheres Wasser von sich aus  aktiv  aufgegriffen. Anderenorts laufen die Debatten um weicheres Wasser oft  nach dem Schema ab, dass der Wasserversorger zunächst hinhaltenden  Widerstand leistet und sich einer unglücklichen  Kommunikationsstrategie bedient - und dann aber unter dem politischen  Druck schließlich doch kapitulieren muss.  
        So auch in Reutlingen und  Pfullingen in Baden-Württemberg. Dort hatte im März 2015 eine  Petition für weicheres Wasser und weniger Chlor in der  Trinkwasserversorgung große Zustimmung in der Bevölkerung gefunden.  Die große Resonanz auf die Petition war in Reutlingen und Pfullingen  u.a. darauf zurückzuführen, dass einige Stadtteile mit weichem  Bodenseefernwasser (9 Grad deutscher Härte) versorgt werden, andere  Stadtteile aber mit hartem Wasser aus Karstquellen der schwäbischen  Alb mit 17 Grad deutscher Härte. Die als „Ungleichbehandlung“ empfundene Versorgung mit unterschiedlich hartem Wasser hatte der  Petition besonderen Auftrieb verliehen. In der Bevölkerung  artikulierte sich zunehmend die Forderung: Steigt doch gleich ganz  auf Bodenseewasser um! Auf die Nachfrage der Lokalzeitung, warum man  am harten Quellwasser festhalten wolle und nicht gleich ganz am  Bodensee einkauft, nannten die Stadtwerke die geringere Abhängigkeit  von Fremdlieferanten und vor allem die Versorgungssicherheit. Das  Unternehmen stehe gegenüber rund 120 000 Trinkwasserkunden in der  Verantwortung. 
        
          „Käme  es aus irgendeinem Grund zu einer Unterbrechung der Versorgung mit  Bodenseewasser, könnte für ganz Reutlingen zumindest eine  Notwasserversorgung über zentrale Entnahmestellen gewährleistet  werden, was einen unschätzbaren Vorteil gegenüber anderen Kommunen  bedeutet, die über keine eigenen Quellen verfügen“, 
         
        zitierte  der Reutlinger Generalanzeiger  die Stadtwerke. Es sei „strategisches Ziel, den Anteil der  Eigenwasserversorgung zu halten und zu sichern“.  
         
        
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              Stadtwerke  unterschätzen den Wunsch  
              nach weicherem Wasser 
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Das  Begehren der Weichwasser-Initiative wurde von den Stadtwerken  („Fair-Energie“ cool abgebügelt: 
        
          „Die  Fair-Energie plant keine zentrale Enthärtung oder Mischung der  Eigenwässer, da für die Kunden kein nennenswerter Komfortgewinn im  Verhältnis zum Aufwand zu erzielen ist. Auch müssten zwei Drittel  der Kunden einen höheren Wasserpreis für das gleiche Wasser oder  Mischwasser bezahlen.“ 
         
        Und  weiter: Unter gesundheitlichen Aspekten bestehe keine Notwendigkeit,  das Trinkwasser zu enthärten, „da es sich bei Kalzium und  Magnesium um lebenswichtige Mineralstoffe handelt“. Im Hinblick  auf das zur Desinfektion eingesetzte Chlor sei man bestrebt, die  Dosierung auf ein Minimum zu reduzieren. 
        Der  Blockadekurs der Stadtwerke war allerdings in der Bevölkerung nicht  sonderlich gut angekommen. Nachdem der Reutlinger Generalanzeiger die  Petition vorgestellt hatte, hätte es in der Leserschaft eine „große  Resonanz“ gegeben, berichtete damals die Zeitung – und  zitierte aus Zuschriften: 
        
          „»Niemals  haben wir in den verschiedenen Regionen, wo wir bisher gelebt haben,  eine derart schlechte Brühe als Trinkwasser erhalten!« –  »Fair-Energie beweg Dich oder bist Du auch schon verkalkt?« –  »Warum kriegen wir nicht alle das gleiche Wasser, wenn wir doch das  Gleiche bezahlen?« – »Sind wir Kunden zweiter Klasse?« – »Wir  wollen gleichen Preis für gleiche Leistung«. Jede Menge  Leserbriefe, Anrufe, Mails.“  
         
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              Zurückhaltende  Kommunikation  
              der Stadtwerke erhöht den Druck 
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Im  weiteren Verlauf der Debatte wunderte man sich nicht nur bei der  Lokalzeitung über das mangelnde Kommunikationsgeschick von   Fair-Energie:  
        
          Journalisten-Anfragen, würden vom „städtischen  Versorger stets schriftlich eingefordert und auch schriftlich  beantwortet, was einen differenzierten Dialog gerade bei komplexeren  Themen nicht aufkommen lässt“,  
         
        kommentierte der Reutlinger  Generalanzeiger das behäbige Kommunikationsverhalten von  Fair-Energie.  
        Mit seinem als bürokratisch empfundenen  Kommunikationsverhalten konnte der Wasserversorger aber keinen Druck  aus dem Kessel nehmen. Die Manager von Fair-Energie wurden noch  weiter in die Enge getrieben, als sich ein Stadtrat („studierter  Chemiker und Ingenieur“) der Sache annahm und eine zentrale  Enthärtung für das mineralstoffreiche Karstwasser forderte. Die  Stadtwerke seien „zu wenig innovationsfreudig“. Für die  Trägheit der Stadtwerke müssten „gut 45 000 Wasserkunden in 18  000 Reutlinger Haushalten die Zeche“ zahlen: 
        
          „Mehr Wasch- und  Reinigungsmittel, Wasserfilter, höheren Geräteverschleiß, jede  Menge Sprudelkisten und teils private Enthärtungsanlagen.“ 
         
        Auf  der Facebookseite der Petition artikulierte sich zunehmender Unmut  über die Stadtwerke – Tenor: Mein Hund trinkt eher aus einer  Pfütze als das Wasser von Fair-Energie!  
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              Die  Weichwasser-Petition  
              als Beitrag gegen Politikverdrossenheit? 
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          Während  sich in Leserbriefen und auf Facebook der Wunsch nach weicherem  Wasser Bahn brach, zeigte nicht nur das Management von Fair-Energie,  sondern auch die Rathausspitze in Reutlingen wenig  Kommunikationsgeschick. So sei die Übergabe der Unterschriften zur  Petition im Reutlinger Rathaus in unterkühlter Stimmung erfolgt.  Pressenachfragen seien „nicht erwünscht“ gewesen,  berichtete die Lokalzeitung. „Ganz locker“ sei  demgegenüber die Übergabe der Unterschriften im benachbarten  Pfullingen verlaufen. Dort wären die Initiatoren der Petition vom  Bürgermeister „höchstpersönlich empfangen“ worden. Der  Bürgermeister habe der Initiative gedankt, 
        
          „die  auch dazu beigetragen habe, der Politikverdrossenheit der Bürger in  der Region entgegenzuwirken. Die Tatsache, dass so viele Menschen  mitgemacht haben, zeige, dass eine Online-Petition ein wirksames  Instrument der Bürgerbeteiligung sein könne.“  
         
        
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Gehört  weiches Wasser  zur   
kommunalen Daseinsvorsorge? 
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Die  Freunde des weichen Wassers in Reutlingen hatten ihre Petition für  weniger hartes Wasser auch damit begründet, dass im benachbarten  Hohenstein bereits eine zentrale Enthärtunganlage betrieben würde: „Statt  mit 19,5 Grad deutscher Härte plätschert es nun mit 8 Grad aus den  Leitungen.“ Über die dortige Situation hatte der  Reutlinger Generalanzeiger  Folgendes berichtet: 
        
          „Die  Gemeinde hat mit hohem finanziellen Aufwand (rund 300 000 Euro) eine  Enthärtungsanlage eingebaut, die Bürgermeister Jochen Zeller und  die Bevölkerung nicht mehr missen wollen. »Man bekommt ja selten  Lob«, berichtet der Hohensteiner Rathauschef, aber für das weiche  Wasser gab’s und gibt es reichlich davon.“ 
         
        Der  Bürgermeister gestand allerdings auch  ein, dass man sich mit der  Debatte um weiches Wasser „natürlich in der Komfortzone“ bewege: Weicheres Wasser sei „keine Aufgabe der  Daseinsvorsorge“. Deshalb habe man für die zentrale  Enthärtungsanlage auch keine Zuschüsse des Landes erhalten. 
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              Schließlich  doch: Zentrale Enthärtung  
              für Reutlingen und Pfullingen 
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Inzwischen  haben die sich die Politik und die Stadtwerke in Reutlingen der  Einsicht gebeugt, dass man am Bürgerwillen nach weicherem Wasser  nicht mehr vorbeikommt. Derzeit werden vier Optionen geprüft: 
        
          - Eine  	Optimierung der Wasseraufbereitung an den Karstquellen, um  	mikrobiologische Durchbrüche zu vermeiden – allerdings ohne  	zentrale Enthärtung; voraussichtliche Mehrkosten für einen  	Haushalt mit einem Wasserbedarf von 150 m³/Jahr und derzeitigen  	Wasserbezugskosten von 315 Euro: 20 Euro
 
          - Eine  	zentrale Mischung des harten Karstwassers mit dem weicheren  	Bodenseewasser
 
          - Die  	komplette Umstellung auf Bodenseewasser; Mehrkosten: 102 Euro
 
          - Eine  	zentrale Enthärtung des Karstwassers mit Umkehrosmose und mit einer  	Einleitung des dabei anfallenden Spülwassers in die Kanalisation;  	Mehrkosten: 84 Euro. Oder eine Einleitung in die Echaz; Mehrkosten:  	51 Euro.
 
         
        Zurzeit  wird ein ökologisches Gutachten erstellt, ob man der Echaz die  Einleitung von jährlich 500 Mio. Liter Spülwasser aus der  Umkehrosmose zumuten kann. Zwar läuft derzeit alles auf eine  zentrale Enthärtungsvariante hinaus. Die Entscheidung steht  allerdings unter dem Vorbehalt, dass der „Albaufstieg B312“ im  Mai 2016 in den „vordringlichen Bedarf“ des  Bundesverkehrswegeplans aufgenommen worden ist: Und die  Neutrassierung der vom Schwerlastverkehr stark frequentierten  Bundesstraße würde die weitere Nutzung der Karstquellen prinzipiell  in Frage stellen.  
        Eine gut aufbereitete Übersicht über die zur  Diskussion stehenden Varianten bietet eine  Trinkwasser-Kundeninformation der Gemeinde Lichtenstein, die  ebenfalls von dem „Hartwasserproblem“ in Reutlingen und  Pfullingen betroffen ist: 
          http://www.gemeinde-lichtenstein.de/,Lde/12213714.htm 
        Mehr  zu den Trinkwasserversorgung in Reutlingen findet sich auf der  Homepage der Stadtwerke in Reutlingen unter 
          www.fairenergie.de 
        Pressemeldungen  über die Petition für weicheres Trinkwasser können die LeserInnen  des RUNDBR. auf der Homepage des Reutlinger  Generalanzeigers nachlesen. 
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       Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet
            regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge.
            Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern. 
        
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