Nicht  erst seit dem Brexit ist Frankfurt eine Boomstadt. Je nach Standpunkt  geht es darum, neuen dringend notwendigen Wohnraum zu schaffen  oder den Bauunternehmen und Immobilienspekulanten neue lukrative  Anlagemöglichkeiten zu verschaffen. Auf jeden Fall sollen  reihenweise Neubaugebiete auf der grünen Wiese aus dem Boden  gestampft werden und die Einwohnerzahl in Frankfurt und seinem  Umland radikal in die Höhe gehen. 
      Die neuen Wohnquartiere sowie die  Arbeitsplätze bei den Finanzdienstleistern und in anderen Branchen  müssen allerdings auch mit genügend Wasser versorgt werden.  Und da könnte es bei sommerlichen Spitzenverbräuchen künftig eng  werden – so die Befürchtungen der HESSENWASSER AG . Die  HESSENWASSER AG ist der Vorlieferant für die Stadtwerke in der  Rhein-Main-Region und bezieht u.a. auch Fernwasser über weitere  Vorlieferanten aus dem mittelhessischen Raum. 
      Dort formiert sich der  Widerstand gegen die Pläne der Vorlieferanten der HESSENWASSER AG,  in Engpasszeiten möglicherweise noch mehr Wasser in die  Rhein-Main-Region zu pumpen (s RUNDBR. 1079/3-4). Das sei in  Mittelhessen weder naturschutz- noch klimawandelverträglich.  Sinngemäß lautet der Vorwurf, dass man in Frankfurt in der  Vergangenheit des schnöden Mammons wegen seine eigenen  Wasserressourcen hat verludern lassen: Wasserschutzgebiete seien  zugebaut, Grundwasservorkommen mit Schadstoffen belastet und  Brunnenanlagen aufgegeben worden. Anstatt jetzt das Umland  auszuplündern, solle Frankfurt seinen zunehmenden Wasserbedarf  aus eigener Kraft decken – beispielsweise dadurch, dass die  geplanten Neubauviertel mit einem doppelten Leitungssystem  ausgestattet werden. Für Toilettenspülungen usw. könne  auch Brauchwasser minderer Qualität eingesetzt werden.
      Damit  erlebt eine Debatte eine Wiederauferstehung, die in den 90er Jahren  weitgehend eingeschlafen war. U.a. wegen der hohen Kosten für  doppelte Leitungssysteme und wegen einer hygienisch bedenklichen  Verwechslungsgefahr konnten sich doppelte Leitungssysteme bis  auf ganz wenige Pilotprojekte nirgendwo durchsetzen. Wer sich  ein Bild von der Argumentation der Fernwassergegner machen will,  kann einen Blick auf die Homepage der Schutzgemeinschaft Vogelberg  (SGV) werfen:
      www.sgv-ev.de