Landläufig  wird kolportiert, dass der Substanzerhalt in der Wasserver- und in  der Abwasserentsorgung nicht mehr gesichert ist – und zwar deshalb,  weil die Gemeinderäte die Trinkwasser- und Abwassergebühren  zweckentfremdet ausgeben würden - beispielsweise für den Ausbau der  Kindergartenplätze statt für die Sanierung maroder Abwasserkanäle.  Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) hat jetzt eine andere Bilanz  vorgelegt. Aufgrund einer Umfrage bei seinen Mitgliedsunternehmen –  also vornehmlich den Stadtwerken – kommt der VKU zu dem Fazit, dass  zumindest langfristig der Substanzerhalt nicht mehr in jedem Fall  gesichert ist, weil die kommunalen Wasser- und Abwasserbetriebe vom  Gesetzgeber ständig mit neuen Aufgaben überhäuft werden. Dazu  gehören beispielsweise erhöhte Anforderungen bei der  Klärschlammverwertung und dem Phosphorrecycling. Für den VKU liegt  es deshalb auf der Hand, dass die neuen Anforderungen „in  Konkurrenz zum Infrastrukturerhalt“ treten würden. Der VKU  mahnt deshalb:
      
        „Die  für den Infrastrukturerhalt erforderlichen Mittel dürfen nicht  durch Investitionserfordernisse aufgrund von immer neuen  Anforderungen an die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung  aufgezehrt werden.“
      
      Dies  sei deshalb besonders dringlich, weil „vielerorts (…)  die Infrastruktur das Ende der Nutzungsdauer“ erreicht habe. „Daher stehen vermehrt Erneuerungsinvestitionen an.“ Dafür  sei aber nicht mehr genügend Geld vorhanden, wenn die Trink- und  Abwassergebühren durch “zusätzliche rechtliche und technische  Anforderungen sowie durch sich stetig verändernde strukturelle  Rahmenbedingungen“ aufgefressen würden. Auf der  Trinkwasserseite sei zudem von Bedeutung, dass sich für ein Viertel  der befragten VKU-Mitgliedsunternehmen „aus der Verschlechterung  der Rohwasserqualität, insbesondere infolge zunehmender Nitrat- und  Pflanzenschutzmittelkonzentrationen, zusätzlicher  Handlungsdruck“ ergeben würde.
      Weitere  Investitionsnotwendigkeiten würden sich durch den demographischen  Wandel (u.a. Verbrauchsrückgänge) und durch den Klimawandel (u.a.  mehr Starkniederschläge), die IT-Sicherheit und die  Energieoptimierung ergeben. Damit sei klar,
      
        „dass  die Infrastrukturausgaben in den kommenden Jahren in vielen Regionen  nochmals deutlich ansteigen müssen. Etwa Dreiviertel geben an, dass  die derzeit für den Substanzerhalt aufgewendeten Mittel für den  aktuellen Bedarf ausreichen. Gleichzeitig gehen über Dreiviertel der  Unternehmen aber auch davon aus, dass die Mittel für die  erforderlichen Investitionen langfristig ansteigen müssen. Die  Ergebnisse verdeutlichen, dass aktuell überwiegend kein Defizit  in der Substanzerhaltung zu verzeichnen ist“,
      
      schlussfolgert  der VKU in seinem Anfang Mai 2017 veröffentlichten Positionspapier  „INFRASTRUKTUR – SCHATZ UNTER DER STRASSE - Herausforderungen  für die kommunale Wasser- und Abwasserwirtschaft“. Das  sechseitige Papier kann unter
        www.vku.de
      heruntergeladen  werden.