Kaum ein Mikroplastik-Artikel  in Populärmedien kommt ohne den Hinweis aus, dass man wöchentlich  (!) das Äquivalent einer Scheckkarte (also "bis zu" fünf Gramm Mikroplastik) intus bekäme. Diese Angabe geht auf eine  vom WWF in Auftrag gegebene australische Studie  („Scheckkartenstudie“) zurück. Mehr zu der im Jahr 2019  publizierten Studie unter:
      https://www.newcastle.edu.au/newsroom/featured/plastic-ingestion-by-people-could-be-equating-to-a-credit-card-a-week
      In  dem WWF-Hintergrundpapier „Mikroplastik in der Umwelt“ (44  S.; Stand Nov. 2020) wird auf S. 25 das  „Fünf-Gramm-pro-Woche“-Postulat aber inzwischen stark  relativiert:
       „Dies ist jedoch ein  grober globaler, durchschnittlicher Schätzwert, basierend auf  Studien mit unterschiedlicher methodischer Vorgehensweise und  ohne Einbeziehung regionaler Unterschiede wie individuelle  Ernährungsgewohnheiten und Lebensumstände.“
      Aber  ist es tatsächlich so, dass wir jede Woche im globalen Durchschnitt  fünf Gramm Mikroplastik in unseren Körper aufnehmen? Wir haben uns  mal bei Leuten umgehört, die Bescheid wissen. Das Ergebnis: Die  australischen Wissenschaftler hatten sich die bis zum Jahr 2018  verfügbare Literatur angeschaut. Damals gab es aber nur  „spektroskopische Verfahren“: Man hat  also in einem ersten Schritt versucht, die „Stückzahl“ der  vorhandenen Mikroplastikpartikel festzustellen, um dann in einem  zweiten Schritt aus der Stückzahl die Masse der aufgenommenen  Mikroplastikpartikel zu errechnen. Aber im Statusbericht des  Bundesforschungsministeriums zum Mikroplastik – siehe:
      https://bmbf-plastik.de/de/publikation/statuspapier-mikroplastik-analytik -
      wird  ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass eine Umrechnung von  Partikelanzahl in Masse  bis auf Weiteres gar nicht möglich ist: Vor  allem wegen der verschiedenen Geometrien und auch der  unterschiedlichen Dichten der Partikel. Darüber hinaus reicht für  eine derartige Umrechnung die alleinige Zahl der erfassten Partikel  ohnehin nicht aus. Man bräuchte zum  einen die genaue  Partikelvertei-lung in einer Probe - und dann aber auch noch die Form  (rund, eckig, faserförmig,  what ever …) um die einzelnen Volumina  – um dann weitergehend deren Masse - zu berechnen. In der  australischen Studie wurde einfach eine mittlere Dichte der Partikel  von 1 angenommen. Im Fazit der Studie wird darauf basierend eine  Bandbreite für die POTENTIELLE Aufnahme von 0,1 – 5 Gramm  angegeben. 
      Übrig geblieben ist in den Zeitungs- und  Zeitschriftenaufsätzen, die der Mikroplastikproblematik gewidmet  sind, die eingängige und immer neu wiederholte Behauptung: Wir essen  jede Woche das Äquivalent von einer Scheckkarte an Mikroplastik.  Diese Wiedergabe der australischen „Scheckkartenstudie“ ist –  in dem Fall erfreulicherweise – ohne Hand und Fuß! 
      Warum man auch  die sonstigen auf dem Markt gehandelten „Mikroplastikstudien“ den  Hasen geben kann, ist schon mehrmals im RUNDBR. erläutert worden (s.  1154/4, 1085/1-2).
      Zur Klarstellung: Der Hinweis auf  die weiterhin bestehenden Unzulänglichkeiten bei der Probenahme und  Analytik von Mikroplastik soll keinesfalls die Notwendigkeit in Frage  stellen, den gigantischen Eintrag von (Mikro-)Plastik in die  (aquatische) Umwelt signifikant zu reduzieren! Es geht darum, einen  realistischen Blick auf die fragwürdige Zuverlässigkeit der  wuchernden Mikroplastikstudien zu ermöglichen.