In den ersten Jahren nach der  Privatisierung der Wasser- und Abwasserbetriebe in England und Wales  in den 90er Jahren hatten Privatisierungsbefürworter in Deutschland  argumentiert: „Die Privatisierung der Wasser- und  Abwasserdienstleistungen auf der Insel ist besser als ihr Ruf.“ Jetzt zeigt sich mehr und mehr, dass die Ergebnisse der  Privatisierung noch schlimmer sind, als viele befürchtet hatten. 
        Dem  Thema haben sich die „Nachdenkseiten“  am 09.04.24 angenommen. Unter der Überschrift „Der Versorger  Thames Water – Vorzeigeprojekt der Thatcher-Ära und Sinnbild einer  gescheiterten Privatisierung“ schreiben die „Nachdenkseiten“,  dass die jetzt drohende Pleite von Thames Water u.a. deshalb von  Bedeutung sei, weil es sich bei dem Konzern um das größte  Unternehmen seiner Art in Großbritannien handeln würde. Thames  Water sei für die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung von 15,5  Mio. Menschen in der Metropolregion London zuständig. Der  Schuldenstand betrage inzwischen mehr als 18 Milliarden Pfund, ein  großer Teil davon sei variabel verzinst, was in Zeiten hoher  Inflation zu einer enormen finanzielle Belastung führe. 
        Die  finanzielle Schieflage des Konzerns habe sich im März 2024 deshalb  zugespitzt, weil sich die Eigentümer von Thames Water (im  Wesentlichen angelsächsische Pensionsfonds und Staatsfonds aus China  und Abu Dhabi) geweigert hätten, dem Unternehmen mit einer  Kapitalspritze unter die Arme zu greifen. [Die Weigerung resultierte  daraus, dass Ofwat – die britische Regulierungsbehörde für den  Wasser- und Abwassersektor - eine geplante Preissteigerung für die  Trinkwasserkunden bis 2030 um 40 Prozent über der Inflationsrate  abgelehnt hatte; Anm. BBU.]
        Die  Monopolstellung von Thames Water habe zu hohen Preisen, einer  schlechten Produktqualität, geringe Investitionen sowie zu einer  Selbstbedienungsmentalität bei Managern und Eigentümern geführt.  Die Infrastruktur sei „zusehends auf Verschleiß gefahren“ worden.
        
          „Eine  Adresse, die sich dabei eine goldene Nase verdient hat, ist die  australische Gruppe Macquarie, die auch bei Thames Water aktiv war.  Die auf Infrastruktur spezialisierte Investmentbank hatte den  Londoner Versorger im Jahr 2006 dem deutschen Energiekonzern RWE  abgekauft und 2017 an Investoren aus Kanada und Kuwait  weiterveräußert. In dieser Zeit schüttete Thames Water an seine  Anteilseigner insgesamt 2,7 Milliarden Pfund aus, während sich die  Schulden auf fast elf Milliarden Pfund verdreifachten.“
        
        Das  Fazit des Berichts auf den „Nachdenkseiten“:
        
          „Wie  es nun bei Thames Water weitergeht, ist noch unklar. Derzeit  jedenfalls blockieren sich die verschiedenen Interessengruppen  gegenseitig. Während die Regierung wohl aus PrestigeGründen  versucht, eine Verstaatlichung zu verhindern, weigern sich die  Eigentümer, Gelder von rund 500 Millionen Pfund freizugeben. Zudem  pochen sie weiter auf ihre Dividenden. Das Management dagegen will  Preiserhöhungen von bis zu 40 Prozent durchsetzen und die Aufsicht  zu einer Begrenzung der Geldstrafen bewegen, die den britischen  Wasserversorgern wegen zahlreicher Leckagen auferlegt wurden. Eine  ganz andere Meinung haben dagegen die Briten selbst. Umfragen zufolge  würden rund zwei Drittel eine erneute Verstaatlichung der  Wasserversorger befürworten.“
        
        Der  ganze Bericht unter: 
          https://www.nachdenkseiten.de/?p=113562
        Aktuell  wird berichtet, dass Thames Water trotz seiner Finanzmisere wohl noch  bis Mai 2025 durchhalten könne.