aktualisiert:
20. August 2005

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

 

Suez/Ondo

Auszug aus dem Weed Arbeitspapier
"Sprudelnde Gewinne? – Transnationale Konzerne im Wassersektor und die Rolle des GATS"
von Christina Deckwirth

Bonn, Februar 2004
ISBN 3-939383-03-4
Email: weed@weed-online.org
www.weed-online.org

Vom Suez-Kanal bis nach Potsdam
 


Der Ursprung von Suez liegt noch im 19. Jahrhundert: Das Wasserversorgungsunternehmen Lyonnaise des Eauc entstand bereits 1880. 1997 fusionierte es mit dem Finanz- und Industriekonzern Compagnie de Suez, einem noch älteren Unternehmen, das bereits zum Bau des Suez-Kanals gegründet worden war. Der Einprägsamkeit halber nannte sich das Unternehmen im Jahr 2002 nur noch Suez. Gleichzeitig wurden in diesem Jahr sämtliche Aktivitäten im Wasserbereich in ein Unternehmen mit dem Namen Ondeo ausgegliedert. Suez operiert vor allem in den Bereichen Wasser- und Energieversorgung sowie Abfallentsorgung, daneben auch in geringerem Umfang im Telekommunkations- und Medienbereich (...). Bis Ende der 1980er Jahre war der Konzern im Wassersektroe ausschließlich in Frankreich aktiv. Dort versorgt Suez mittlerweile rund 17 Millionen Menschen und ist damit nach Veolia der zweitgrößte private Wasserversorger Frankreichs.

In Deutschland ist Ondeo mit seiner 100%igen Tochter Eurawasser in Rostock, Goslar, Leuna, Schwein und Potsdam aktiv. In Potsdam gab es bereits erhebliche Probleme mit Ondeo/Eurawasser: Obwohl dort der Vertrag eine Stabilität der Preise für die VerbraucherInnen vorsah, bestand Ondeo nach Vertragsabschluss auf einer Verdoppelung der Abwasserpreise. Deshalb löste die Stadt Potsdam den Vertrag, sah sich daraufhin allerdings mit Schadensersatzforderungen konfrontiert (...).

Global Players mit hohen Schulden

 


Seit Beginn der 1990er Jahre verfolgte Suez eine aggressive Expansionsstrategie, um im neu entstehenden internationen Wassersektor Marktführer zu werden. Von den 30 größten Städten, die in der Zeit von 1995 bis 2000 Verträge über ihre Wasserversorgung vergaben, übernahm Suez 20. darunter Casablanca/Marokko, Amman/Jordanien, Atlanta/USA und Buenos Aires/Argentinien (...). Heute ist Ondeo in 30 Ländern in allen Regionen der Welt tätig und versorgt rund 115 Millionen Menschen mit Wasser.

Allerdings ist Suez durch zahlreiche Firmenkäufe mittlerweile hoch verschuldet. Um seine Schuldenlast abzubauen, entschloss sich das Unternehmen im Frühjahr 2003, einzelne Tochterfirmen und Unternehmensbereiche wieder zu verkaufen, die nicht zum Kernbereich Versorgung gehörten. Gleichzeitig sollte das Engagement in dem Bereich Versorgung, also auch im Wasserbereich, ausgebaut werden (...). So sicherte sich der Konzern im Jahr 2002 einen 10-Jahres-Vertrag für die gesamte Wasserversorgung und Abwasserentsorgung von Puerto Rico. Schlag auf Schlag ging es weiter: Mehrere Städte u.a. in China, Südkorea, Senegal, Kanada und Mexiko kamen seitdem hinzu. Für 40 Millionen kaufte Suez zudem US Water von Bechtel, dem US-amerikanischen Baukonzern, der schon in Cochabamba/Bolivien die Trinkwasserversorgung übernommen hatte. US Water besitzt in den USA Anteile an 40 Versorgungsunternehmen in kleinen und mittleren Gemeinden.

Doch dieses Engagement im Wasserbereich brachte auch nicht die gewünschten Gewinne: Suez ist weiterhin massiv verschuldet, der Geschäftsbericht 2002 weist Schulden in Höhe von 26 Milliarden Euro aus (...).

Korruption und Rückzug
 


Begleitet wurde die Expansion von Suez durch enge Kontakte zur französischen Politik. So hatte zum Beispiel Vorstandschef Mestrallet zuvor Posten im französischen Transport-, Wirtschafts- und Finanzministerium inne. Suez-Geschäftsführer Monod fungierte lange Zeit als Berater von Jaques Chirac (...). In Grenoble/Frankreich war Suez an einem Korruptionsskandal beteiligt, bei dem ein Manager des Konzern wegen Zahlung von Bestechungsgeldern zu einer Haftstrafe verurteilt wurde (...).

Im Jahr 2003 sorgte Suez für Aufsehen, als der Konzern sich aus zwei Millionenstädten zurückzog, die als Vorzeigeprojekte der Weltbank galten: Buenos Aires und Manila. Dieser Rückzug war der Anfang einer neuen Unternehmensstrategie. Ein im Januar 2003 verabschiedeter "Action Plan" sah einen Rückzug aus Entwicklungs- und Schwellenländern sowie eine Kürzung von einem Drittel in den laufenden Investitionen vor (...). Auch äußerer Druck veranlasste einen Rückzug des Unternehmens: Atlanta kündigte Anfang 2003 seinen Vertrag mit Suez, als die vom Unternehmen zugesagte verbesserte Wasserqualität auf sich warten ließ. "Andere Unternehmen sind schlimmer als wir", bilanziert Gerard Payen, Vorsitzender von Suez, die letzten Jahre seines Konzerns (...).



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