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	       31. Dezember 2021 
	      
	    
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      BBU-Wasserrundbrief Nr. 1185, 13. Dezember 2021 
        
      
        
      
        
      
        
      
        
      
        
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      Gebäudekühlung mit  Grundwasser  
      - ein  zu Ende gedachtes Konzept? 
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        Wegen der vermehrt  auftretenden Hitzeperioden werden Neubauten zunehmend mit Kühlanlagen  konzipiert. Dabei wird als Mittel der Wahl die überschüssige Wärme  über Wärmetauscher ins Grundwasser abgeführt. Eine Vorzugsvariante  auch deshalb, weil die üblichen „Splitkühlanlagen“ an den  Hauswänden einen ungleich höheren Strombedarf haben und den  Stadtteil letztlich noch mehr aufheizen. Praktisch ist die  alternative Kühlung mit dem Grundwasser vor allem dort, wo im Winter  mit Grundwasserwärmepumpen die Wärme für die Gebäudeheizung  bereitgestellt wird. In sommerlichen Hitzeperioden lässt man die  Wärmepumpen einfach »rückwärtslaufen«: Die Wärme wird ins  Grundwasser gepumpt.  
      Über dieses Konzept wird auch in Freiburg  diskutiert, wo eines der größten Neubaugebiete Deutschlands entstehen soll. In der Dietenbachniederung im Westen von Freiburg  soll Wohnraum für bis zu 16.000 Menschen geschaffen werden. Zu  Überlegungen aus der alternativen Energieszene, auch im Dietenbach-Stadtteil die sommerliche Überschusswärme ins  Grundwasser abzuführen, haben wir die nachstehenden Zweifel  angemeldet, ob dieses Konzept tatsächlich zu Ende gedacht ist. Wir  haben ein Grundwasserwärmemanage1ment vorgeschlagen – vor allem  deshalb, weil der Grundwasserstrom in der Dietenbachniederung von Umkirch – einer im Westen von Freiburg gelegenen  Umlandgemeinde – für die Trinkwasserversorgung genutzt wird. Der zunehmende Wärmeeintrag ins Grundwasser dürfte auch in  anderen Städten ein noch ziemlich unterschätztes Problem  darstellen. 
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Der Wärmetod für die  Kleinkrabbeltiere  
im Grundwasser 
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        Was den meisten  Stadtteilplanern und Energieex-perten nicht bekannt ist: Auch das  Grundwasser ist ein Lebensraum nicht nur für Bakterien, sondern auch  für Kleinkrabbeltiere (Makrozoobenthos). Die Wirbellosen leben in  Poren- und  Kluftgrundwasser-leitern seit der Eiszeit und haben sich  seitdem kaum verändert. Weil diese Viecher in oder kurz nach der  Eiszeit ins Grundwasser eingewandert sind, sind sie kühles Wasser  gewöhnt und essenziell darauf angewiesen. Dr. Hans-Jürgen Hahn von  der Uni Landau hat für die südbadischen Grundwasserlandschaften  nachgewiesen, dass die kritische Temperatur für die  Grundwasserbiozönosen bei ungefähr 14,5 Grad C liegt. Wenn das  Grundwasser wärmer wird, wird es für diese Kaltwasserbewohner  kritisch bis letal (s. RUNDBR. 1140/1: „Kipppunkte im  Grundwasser“). 
      Irgendwelche  Schutzvorschriften für die Grundwasserbiozönosen gibt es bislang  nicht - auch nicht in der EG-Wasserrahmenrichtlinie. Insofern ist es  total legal, durch den Wärmeeintrag von Wärmepumpen und  Wärmetauschern, der Wärmeabstrahlung von Kellern und  U-Bahnschächten sowie von Tiefgaragen die Grundwasserbiozönosen zu  vernichten. Aus Unwissen interessiert es einfach nicht. In der  Freiburger Kernstadt ist der Totalschaden durch die sich dort  überlappenden Wärmeeinträge wohl schon eingetreten. 
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Und was passiert,  
wenn  Trinkwasser zu warm wird? 
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          Die  Grundwasserlebensgemeinschaften dürften nur für einige  Fachwissenschaftler und Gewässerschutzfreaks von Interesse sein. Der  anthropogene Wärmeeintrag betrifft aber auch die Trinkwassergüte.  Und dann trifft es nicht nur seltene Grundwasserasseln und  Höhlenkrebse, sondern auch uns Menschen - weil dann möglicherweise  zur Unterdrückung einer wärmeinduzierten Aufkeimung das Trinkwasser vorsorgend gechlort werden muss (s. RUNDBR. 1116/1). Aber die  Deutschen mögen kein Chlor im Trinkwasser! 
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Den Wärmeeintrag ins  Grundwasser begrenzen 
und unter Kontrolle behalten! 
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           Was es also braucht, ist ein Grundwasserwärmemanagement. Damit muss gesichert werden, dass  der Wärmeeintrag so gering bleibt, dass eine hygienische  Beeinträchtigung des Trinkwassers halbwegs ausgeschlossen werden  kann. Man müsste also schauen, wie "mächtig" der  Grundwasserstrom unter "Dietenbach" in kritischen  Sommer-Dürre-Monaten ist, welches Temperaturniveau das anströmende  Grundwasser dann schon hat (Vorbelastung), und was die Dietenbacher  dann mit der Kühlung ihrer Wohnungen noch "oben drauf packen".   
        Im nächsten Schritt müsste man dann prüfen, was von dieser  Wärmefracht bis zu den Entnahmebrunnen der Umkircher  Trinkwasserversorgung wieder "abgebaut" wird (durch  Wärmeabgabe an die durchströmten Kies- und Sandschichten, durch  seitlich zufließendes Grundwasser, durch Dispersion usw.).  
        Und dann  kann man beurteilen, ob der Wärmeeintrag "durch Dietenbach"  auch in Extremjahren unter einem tolerierbaren Niveau bleibt - oder  ob es kritisch werden könnte. Das hängt dann auch wiederum vom  "Chemismus" des in Umkirch geförderten Grundwassers ab -  also insbesondere vom Organikgehalt - weil die Bakterien, die sich im  warmen Grundwasser vermehren könnten, auch was zum Futtern brauchen. 
        Vermutlich  hat sich über solche Fragen im Zusammenhang mit dem Neubaustadtteil  Dietenbach und dem dortigen Energiekonzept noch nie jemand Gedanken  gemacht. Aber wenn in Freiburg die alternative Energieszene die  Forderung formuliert, dass man die dezentralen Wärmepumpen in  Dietenbach auch zur Kühlung der Gebäude nutzen sollte, sollten wir  vorsichtshalber bemüht sein, den Wärmeeintrag ins Grundwasser durch  intelligente Systeme so gering wie möglich zu gestalten. Vielleicht  fällt dem Ingenieurinnen und Technikern ja dazu was ein. 
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