Im RUNDBR. 1195 ist  ausführlich darüber berichtet worden, dass man beim Deutschen  Verein des Gas- und Wasserfachs (DVGW) davon ausgeht, dass man sich  über die Grundwasserneubildung – trotz der Klimakrise –  zumindest bis 2050 keine große Gedanken machen muss. Gestützt auf  Modellierungsergebnisse des Umweltforschungszentrums Leipzig geht man  beim DVGW davon aus, dass im Gefolge des Klimawandels  die  Niederschläge im Winterhalbjahr tendenziell zunehmen werden.  Demzufolge sei im Schnitt auch eine höhere Grundwasserneubildung zu  erwarten.
      Inzwischen ergänzt der DVGW diese überraschend  optimistische Sicht mit dem Hinweis, dass es trotzdem örtlich mit  der Trinkwasserversorgung kritisch werden könnte. Denn der  Trinkwasserbedarf könnte in Hitzesommern deutlich stärker ansteigen  als die Grundwasserneubildung zunimmt. Insofern könnte sich die  Notwendigkeit ergeben, Mangelregionen an überörtliche  Fernwasserversorgungen anzuschließen. 
      Eine  direkt entgegengesetzte Positionierung vertreten Thomas  Kluge & Christoph Treskatis in ihrem Aufsatz „Warten  und Zusehen trotz beunruhigender Signale – Ein Weckruf für eine  Neubetrachtung der Grundwasserbewirtschaftung im Zeichen des  Klimawandels“. 
      In der GWF-WASSER/ABWASSER 06/2022, S. 59 –  66, schreiben die beiden Autoren, dass sich „eindeutige Signale“ zeigen würden, „dass langfristig von einer Verringerung der  Grundwassermengen ausgegangen werden“ müsse. Wenn man  weiterhin das Wasser so verbrauchen würde, wie die letzten  Jahrzehnte würde dies „unweigerlich zu einer irreversiblen  Übernutzung der Grundwasserressource“ führen. 
      Bisher sei man  in der Wasserwirtschaft davon ausgegangen, dass sich über  Dreißig-Jahre-Zeiträume“ Nass- und Trockenjahre im Schnitt wieder  ausgleichen würden. Aufgrund des Klimawandels würde diese Annahme  immer weniger zutreffen. In einem Bandwurmsatz fordern die Autoren      
      
        „ein  dringendes Erkennen der Tatsache, dass die Grundwasserstände seit  mehr als 20 Jahren tendenziell abnehmen und damit die  Grundwassermenge irgendwann, (…), nicht mehr in dem bisher  gewohnten Umfang zur Verfügung stehen wird, sofern wird nicht in ein  irreversibles System des ‚overpumpings‘, wie in den semiariden  und ariden Regionen der Erde praktiziert, verfallen wollen.“  
      
      Kluge  & Treskatis schlagen als Abhilfe u.a. vor, den  Wasserverbrauch in den urbanen Regionen vom Bevölkerungszuwachs  abzukoppeln. Weitere Auskunft dazu, wie in Zeiten der sich rasant  verschärfenden Klimakrise die Wassernutzung neu gedacht werden muss,  bei
      PD Dr. Thomas Kluge 
         Institut für  sozial-ökologische Forschung ISOE GmbH
         60486  F r a n k f u r t  am Main
         E-Mail: kluge@isoe.de